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Vorstellung heute auf der Frankfurter Buchmesse

"Schule ohne Gewalt"

Modellprojekt erfolgreich

Wetzlar (ew). Heute werden im Rahmen der Frankfurter Buchmesse zwei Neuerscheinungen vorgestellt, die Ergebnis eines erfolgreichen Modellprojektes im Altkreis Wetzlar sind, das unter dem Namen "Schule ohne Gewalt" inzwischen europaweite Beachtung - und Nachahmung - gefunden hat. Die Anwesenheit von Hessens Kulturminister Holzapfel bei der Vorstellung der beiden im Luchterhand-Verlag erschienen Bände unterstreicht die Bedeutung eines Geschehens, das auch nach Abschluß des Modellversuches nicht beendet ist, sondern von einem neuen, wichtigen Beginn steht.

Beteiligt an dem mehrjährigen Versuch waren die Lahntalschule in Atzbach und die Bebelschule in Wetzlar als Gesamtschulen sowie die dazugehörenden Grundschulen Waldgirmes, Atzbach, Garbenheim, Dutenhofen, Naunheim und die Ludwig-Erkschule in Wetzlar.
Leiter des vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie sowie vom Hessischen Kultusministerium unterstützten Projektes "Gewaltprävention" im Staatlichen Schulamt Wetzlar war und ist Hartmut Basler. Neben dem Schulamtsleiter Hartmut Schrewe waren Projektpsyhologe Tobias Lotz, Projektmitarbeiterin Ulrike Lotz und zahlreiche Experten und Beauftragte von Universitäten, Kreisverwaltung, anderen Schulformen, von Polizei und weiteren Behörden innerhalb eines Kooperationsverbundes beteiligt.

Gewaltprävention "von unten nach oben"

Neu an diesem Pilotprojekt an Lahn und Dill war der "gesamtgesellschaftliche Ansatz", also die Beteiligung der genannten Stellen sowie vor allem auch von Eltern, Lehrern und Schülern auf der Ebene der Schulen. Bei dem Bemühen, das Projekt Gewaltprävention "von unten nach oben" zu entwickeln, stand stets das Kind und der Jugendliche im Mittelpunkt, betont Leiter Hartmut Basler. Nichts sei "von oben übergestülpt" worden.

"Elternakademie" und "Trouble-Line"

32 Einzelprojekte hat das Team und Hartmut Basler angeboten, vorbereitet und durchgefürt. Studenten übernahmen Partnerschaften für Schüler, um mit ihnen ein positives Selbstwertgefühl aufzubauen, Moto-Pädagogik half, Streßsituationen über den Drang nach Bewegung abzubauen. Dazu wurde eine "Elternakademie" und in Kooperation mit der Polizei
eine "Trouble-Line" eingerichtet, die Lehrerfortbildung setzte gezielt bei der Gewaltprävention an. Denn eines zeigte sich klar: der Erfolg war umso größer, wie präventive Maßnahmen ein direktes Vorgehen gegen akute Gewalt überwogen.
Ergebnis der praktischen Erfahrungen an den einzelnen Schulen sowie der begleitenden wissenschaftlichen Untersuchungen: die "manifeste Gewalt mit Gesetzesverstoß-Charakter" sei ebenso deutlich spürbar zurückgegangen wie die "Alltagsagressionen".
Die Wetzlarer Erfahrungen haben sich bundes-, ja europaweit herumgesprochen. Sieben Fernsehsender haben inzwischen darüber berichtet, die großen deutschen Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine, Frankfurter Rundschau und die Süddeutsche haben das Projekt vorgestellt.
Erst Mitte September konnte das Wetzlarer Team sein inzwischen erprobtes Präventionsmodell bei einer Veranstaltung der Europäischen Kommission in Luxemburg Fachleuten aus vielen europäischen Ländern, Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO, Politikern aus zahlreichen Ländern und Vertretern von Stiftungen genauestens vorstellen. Von fünf Symposionsbeiträgen sei die Resonanz auf und die Nachfrage nach dem Wetzlarer Projekt am größten gewesen.


"Netzwerk" zur Gewaltprävention

So wartet nicht von ungefähr ein neues, unter anderem von der EU gefördertes Projekt auf das Wetzlarer Pilot-Team. Unter der Federführung von "Basler, Schrewe und Co." und in Kooperation mit den Bundesländern sollen erste Schritte in Richtung eines "Netzwerkes Gewaltprävention" mit praktischer und theoretischer Zusammenarbeit bundes- und europaweit unternommen werden.

Intensiver Austausch zwischen Projekten

Ziel ist es, in intensivem Austausch bestehende Projekte weiter- und zusammenzuführen, ihre Ergebnisse in die Breite der Schullandschaft zu streuen, Erfahrungen zu bündeln und Synergieeffekte zu nutzen. Nicht jeder müsse das Rad neu erfinden, heißt es auch Wetzlar. Vor allem die Möglichkeit des Internet sollen einbezogen werden.
Die beiden Bücher eröffnen die Möglichkeit, die "Botschaft der Gewaltprävention" zu verbreiten. In dem Band "Schulprogramm Gewaltprävention" fassen die Herausgeber Hatmut Basler, Hartmut Schrewe und Nicole Schaaf auf 160 Seiten die Ergebnisse aktueller Modellerversuche zusammen. Das Buch "Regionale Gewaltprävention" - Herausgeber wiederum Hartmut Basler und Hartmut Schrewe sowie Ronald Wegricht, Schuldezernent des Lahn-Dill-Kreises - befaßt sich eingehend mit den Strategien und Erfahrungen des "Ur-Projektes" an den genannten heimischen Schulen.

/WNZ , Freitag, 17.10.97, Seite 21 - Stadt und Land + Junge Seite/