Liebe Leserinnen und Leser,
seit fast vier Jahren schreibe ich Ihnen, um Sie in die
jeweiligen Themen unserer früheren Vierteljahreszeitschrift und unseres
jetzigen Rundbriefes einzuführen.
In dieser Ausgabe des Rundbriefes muss ich mich leider von
Ihnen verabschieden, da ich meine Tätigkeit bei Church and Peace zum
September beenden werde.
Als Pfarrer für Ökumene und Erwachsenenbildung gehe
ich zum 1. September 2000 in den Kirchenkreis Koblenz.
Die letzten vier Jahre bei Church and Peace habe ich als eine
sehr intensive Zeit erlebt und versucht, Sie daran teilnehmen zu lassen. Dazu
gehörten als besondere Erfahrungen die Teilnahme von Church and Peace an
der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in
Graz/Österreich 1997 und das Symposium aus Anlaß des 50jährigen
Bestehens der Church and Peace - Bewegung im vergangenen Jahr. Gleichzeitig
wurden wir konfrontiert mit dem Golfkrieg 1998 und den Kriegen im Kosovo, in
Restjugoslawien und im Kaukasus im letzten und in diesem Jahr. Wir haben auch
über das Programm des Ökumenischen Rates der Kirchen zur
Überwindung von Gewalt berichtet, aus dem die Dekade zur Überwindung
von Gewalt (2001-2010) hervorgegangen ist. Dabei haben wir gelegentlich den
Blick auf die Situation in Nordirland oder in Zentral- und Südafrika
gelenkt.
Auf meine bisherige Zeit bei Church and Peace schaue ich
dankbar zurück. Besonders viel habe ich von den Erfahrungen der
Historischen Friedenskirchen und der ihnen nahestehenden Kommunitäten,
Lebensgemeinschaften und Friedensdienste, wie sie im Netz von Church and Peace
verbunden sind, lernen können.
Das Ziel des gewaltfreien Friedenszeugnisses und das damit
verbundene Anliegen, für eine veränderte Gestalt von Kirche
einzutreten, wird auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit in der
Evangelischen Kirche im Rheinland bleiben.
Mich hat immer wieder beeindruckt, dass im Netz von Church and
Peace sehr viele mutige und hoffnungsvolle Initiativen und Lebenszeugnisse zu
finden sind und viele Menschen sich bis an die Grenzen ihrer Kräfte
für eine gewaltfreie Lösung von Konflikten, für Frieden und
Versöhnung engagieren. Hinzu kommt der spirituelle und ökumenische
Reichtum, der für Church and Peace kennzeichnend ist.
Die Frage meiner Nachfolge wird gegenwärtig noch
diskutiert. Church and Peace leidet weiterhin unter fehlenden finanziellen
Mitteln und den damit verbundenen personellen Engpässen, die unsere Arbeit
erschweren und auch die Nachfolgediskussion beeinflussen. Wir sind daher
weiterhin auf Ihre Unterstützung dringend angewiesen.
Für die erfahrene Unterstützung, Ermutigung und
freundschaftliche Kritik in den vergangenen vier Jahren danke ich
Ihnen.
Ich hoffe, dem Netz von Church and Peace verbunden bleiben zu
können und wünsche Ihnen und Church & Peace Gottes Schalom und
eine gute Zukunft.
Ich schließe mit einigen Erfahrungen von Bischof Jacques
Gaillot, die er Ende der 50er Jahren im Algerienkrieg als Soldat gemacht hatte
und deren Aktualität nicht zu verkennen ist:
„Diese fast tägliche Begegnung mit der Gewalt
brachte mich durcheinander. Sie versetzte Menschen in Angst und
vergrößerte ständig den Abgrund zwischen den algerischen und
französischen Gruppen. Mir wurde dabei klar, daß Gewalt keine
Konflikte beseitigt und daß Waffenlärm nicht den erhofften Frieden
bringt. Ich suchte nach Alternativen. Die Notwendigkeit der Gewaltlosigkeit
zeichnete sich immer stärker in mir ab, noch ehe ich diesen Begriff
kennengelernt hatte. Nach meiner Rückkehr nach Frankreich entdeckte ich
dann mit brennendem Interesse die Schriften eines Gandhi und Martin Luther King.
Ich bedaure, daß man mich nicht früher zur Kraft der Gewaltlosigkeit
hingeführt hat, die für mich ein Zeichen unserer Zeit
ist.“
[1]
Herzliche Grüße
Ihr Christian Hohmann
1 Jacques Gaillot, Bischof von Évreux, unter
Mitarbeit von Catherine Guigon: Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.
Erfahrungen eines Bischofs, Freiburg i.Br. 41992, S.27.
******
Stärke in Armut
Lydia Penner
Church and Peace (Kirche und Frieden), ein Netzwerk
europäischer Christen, kämpft immer wieder um das finanzielle
Überleben und um die nötige Zeit für die Aufgaben, die sie als
nötig erachten. Aber bei der diesjährigen Mitgliederversammlung (MV)
vom 6.-8. April in Ingolstadt zeigte sich, dass die Teilnehmer und
Teilnehmerinnen keinen Grund zum Verzweifeln haben. Sie haben ein verbindliches
Engagement, eine Überzeugung, die sie teilen wollen. Die MV war eine
Gelegenheit, darüber nachzudenken, was das Netzwerk gemeinsam erreichen
will, was die Erwartungen der Mitglieder sind und wie sie diese mit den
verfügbaren Mitteln erreichen wollen.
Ein breites Betätigungsfeld
Das breite Betätigungsfeld von Church and Peace wurde
durch die Regionalberichte deutlich und Gespräche mit den Teilnehmenden
bestätigten dies: Eine Gemeinde ist z.B. aktiv in einer öffentlichen
Kampagne gegen Nuklearversuche, eine andere fördert Frieden mit der Umwelt
durch Geschäfte mit organischem Landbau. Eine Gruppe arbeitet für
Kampagnen gegen Landminen und Handgranaten, eine andere organisiert wiederum
Mediations-Seminare. Manche Gruppen betrachten ihr Zusammenleben als vorrangiges
Friedenszeugnis. In Frankreich haben verschiedene Kirchen die mennonitische Idee
eines Friedenssonntags aufgegriffen. Serbische Armeedeserteure erhalten
Unterstützung in der osteuropäischen Region. Dialoge mit KFOR-Soldaten
werden organisiert. Die BOCS Stiftung übersetzt Materialien über
christliche Grundüberzeugungen in der Friedensarbeit ins Ungarische,
Serbische und Russische und nutzt das Internet, um solche Quellen zu verbreiten.
Das mennonitische Zentralkomitee in Tramelan/Schweiz arbeitet zusammen im Balkan
mit christlichen Friedens und Hilfsorganisationen wie Bread of Life (Brot des
Lebens).
Netzwerk
Das Kernziel in jeder Region besteht darin, an einer
effektiven Kommunikation zu arbeiten, Kontakte herzustellen und zu stärken.
Gyula Simonyi unterstützt die Möglichkeiten, die das Internet zur
Verbreitung von Nachrichten im Dienst für Frieden und Gewaltfreiheit
bietet. Mitglieder des Komitees Großbritannien und Irland nutzen das
E-mail, um das Netz von Friedensorganisationen in ihren Regionen aufrecht zu
erhalten und Informationen an die Medien weiterzugeben. Freiwillige bewahren die
Informationen auf und koordinieren die Kommunikation. „Wir denken, gut
organisiert zu sein“, sagte Gerald Drewett, ein Quäker von aus
Hertford. Sylvie Gudin Poupaert, Regionalkoordinatorin im Church and Peace
Büro in Straßburg, widmet viel Zeit der Kontaktaufnahme zu Gruppen
und Gemeinden. Der Erfolg zeigt sich in der Ausweitung des Netzwerkes in der
frankophonen Region.
Die Abwesenheit der holländischen Mitglieder war
enttäuschend. Marie-Noëlle von der Recke, Vorsitzende von Church and
Peace, kommentierte, dass ein Grund für die Entscheidung, die nächste
internationale Church and Peace Konferenz (2001) in den Niederlanden abzuhalten,
darin besteht, die holländischen christlichen Pazifisten stärker in
das Church and Peace Netz einzubeziehen.
Identität
Braucht man Church and Peace wirklich für lokale
Friedensarbeit? Diese „Identitätsfrage“ wurde auf der MV immer
wieder gestellt, zuerst im Bericht des Vorstandes, dann bei Finanzdiskussionen
und insbesondere, als der Bericht des internationalen Büros in
Schöffengrund vorgetragen wurde. Die Mitarbeitenden des internationalen
Büros, Christian Hohmann (Generalsekretär) und Terri Miller
(Öffentlichkeitsreferentin), schilderten das Problem der ständigen
Arbeitsüberlastung.
Die Church and Peace Arbeit wird von den Beiträgen der
Mitglieder und Freunde im Netzwerk getragen. Hinzu kommen einige verbindliche
Zuschüsse. Leider hat das Netzwerk mit dem Problem zu tun, dass einige
Mitglieder ihre Beiträge nicht zahlen oder nicht zahlen können. Der
Feststellung, dass Church and Peace ohne eine Erbschaft, die das Netzwerk 1998
erhielt, nicht hätte weiter existieren können, widersprach deutlich
der Mitbegründer des Netzwerkes, Wilfried Warneck. „Eine gute Sache
würde auch ohne Geld weitergehen“, sagte er.
Pazifisten untereinander
Bruno Bauchet von der französischen Gemeinschaft Pain de
Vie (Brot des Lebens) ermutigte die Anwesenden sich nicht zu sehr um die Zukunft
von Church and Peace zu sorgen. „Ich weiß, warum ich hier
bin“, sagte er. „Dies ist der einzige Ort, der Menschen mit einer
theologischen Grundlage ihres Pazifismus zusammen bringt. Ich kenne keine
vergleichbare Organisation... Genießt es, zusammen zu sein. Orte die
bleiben, sind solche, wo Armut herrscht... Wir müssen uns nicht
erfolgreichen, starken Organisationen anschließen...Wir hängen
voneinander ab, von Gott ab. Vielleicht ist Armut eine Gnade. Sie gibt uns die
Chance zu sehen, ob wir ohne etwas zurecht kommen.“
Für mich spiegelt diese dringende Bitte den Geist des
Treffens wider. Die Teilnehmenden genossen es, zusammen zu sein. Offenheit
charakterisierte die Diskussionen. Die Teilnehmenden bezeugten ihre
Verbundenheit mit Gott im gemeinsamem Singen und Gebet. Die Gastfreundschaft der
mennonitischen Gastgebergemeinde Ingolstadt war ausgezeichnet.
Lydia Penner, englischer Text erschien in einem Artikel des
Algemeenen Doopsgezind Weekblad, 15.04.2000. Angepaßt von TRM.
Übersetzung: Bettina Ewer
******
Die Mitgliederversammlung von Church & Peace heisst neue
Mitglieder willkommen
Terri Miller
Die Aufnahme von vier neuen Mitgliedern und die Wahl eines
neuen Vorstandes waren die beiden Höhepunkte der diesjährigen
Mitgliederversammlung von Church & Peace, die vom 7.-9. April 2000 in der
Mennonitengemeinde Ingolstadt stattfand.
Die Mitgliederversammlung stimmte den Mitgliedsanträgen
der Hofgemeinschaft Bittelbronn, der Association Le Soc und den
Mitgliedsanträgen von Pastorin Janna Postma und Pastor Senyeeba Yawo Kakpo
zu.
˚ Die Hofgemeinschaft Bittelbronn, die sich bewusst als
Lebensgemeinschaft versteht, hat ihre Wurzeln in der Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Württemberg. Vor zwei Jahren wurde die Hofgemeinschaft
gegründet. Ihre Mitglieder bewirtschaften einen ökologisch
geführten Bauernhof. Ihr Friedenszeugnis findet Ausdruck in ihrem
Gemeinschaftsleben und in der Gestaltung ihrer persönlichen Beziehungen
untereinander. Darüberhinaus fühlen sie sich dem Anliegen von
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung verpflichtet. Die
Mitglieder der Hofgemeinschaft, Heidi und Martin Haussecker und Thomas und
Susanne Stöcker sind sehr daran interessiert, ihr bisheriges Engagement im
Church & Peace Netzwerk fortzusetzen und sehen als eines ihrer Hauptanliegen
die Aufgabe an, die lokale Kirchengemeinde mit Church & Peace vertraut zu
machen. Die Hofgemeinschaft ist offen für Besucherinnen und
Besucher.
˚ Senyeebea Yawo Kakpo ist presbyterianischer Pastor und
stammt aus dem Togo. Gegenwärtig studiert er in Frankreich Jura. Pastor
Kakpo ist Mitglied des französischen Zweigs des Internationalen
Versöhnungsbundes in Lyon, wo er gegenwärtig wohnt. Er hat Erfahrung
mit gewaltfreier Konfliktlösung und Friedensarbeit in seinen Gemeinden im
Togo. Für ihn hat das weitgefächerte Netz von Church & Peace mit
seinen europaweiten ökumenischen Kontakte grosse Bedeutung. Sein besonderes
Anliegen ist die theologische Arbeit, insbesondere im Bereich der Friedensethik.
˚ Die Association “Le Soc” (Pflugschar) ist
ein ökumenischer Zusammenschluss, der 1990 innerhalb des konziliaren
Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung
gegründet wurde. Sein besonderer Schwerpunkt ist der interreligiöse
Dialog. Das besondere Zeugnis von Le Soc ist das im Evangelium begründete
Anliegen der Gewaltfreiheit, wie es vor allem von Jean Goss entfaltet und
gelehrt wurde. Le Soc arbeitet innerhalb der Kirche durch die Veranstaltung von
Seminaren und Fortbildungskursen, die sich mit den Grundlagen und der Methodik
der aktiven Gewaltfreiheit beschäftigen und organisieren entsprechende
Aktivitäten und Initiativen. Die Association bietet Menschen
Gastfreundschaft an, die mit persönlichen Schwierigkeiten zu tun haben oder
eine neue Orientierung für ihr Leben suchen. Das Gästehaus von Le Soc
kann von kleinen Gruppen benutzt werden. Die beiden Leiter von Le Soc, Betty and
Claude Braun sind Einzelmitglieder im französischen Zweig des
Internationalen Versöhnungsbundes.
˚ Janna Postma ist Pastorin in der Mennonitischen Kirche
in den Niederlanden. Sie engagiert sich sehr im Bereich von Frieden und
Gerechtigkeit und arbeitet in der Niederländischen Mennonitischen
Friedensgruppe (DVG) aktiv mit. 1997 berichtete sie während der Zweiten
Europäischen ökumenischen Versammlung in Graz im Friedenshaus, das von
Church & Peace mitorganisert worden war, über ihre Erfahrungen, in
einer Familie aufgewachsen zu sein, in der mehrere Mitglieder während der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zur NSDAP gehörten.
Die Mitgliederversammlung stimmte ferner den Vorschlägen
des Nominierungsausschusses für die Wahl der neuen Vorstandsmitglieder zu.
Von den bisherigen Vorstandsmitgliedern wurden für weitere drei Jahre
wiedergewählt: als Vorsitzende, Marie-Noëlle von der Recke, Mennonitin
und Mitglied der Gruppe Laufdorf des Laurentiuskonventes in Deutschland, als
stellvertretender Vorsitzender, Gerald Drewett, Quaker aus Hertford in England
und Kontaktperson für die Church & Peace Region Britain and Ireland und
Gyula Simonyi aus Ungarn, Mitglied der katholischen Basisbewegung Bokor und
Koordinator der osteuropäischen Church & Peace Region. Die neuen
Mitglieder des Vorstandes sind:
˚ Schwester Irmtraud, Mitglied der evangelischen
Schwesternkommunität Grandchamp in der Schweiz. Sie hat den Aufbau des
Church & Peace Netzwerkes von Anfang an aktiv begleitet.
˚ Bruno Bauchet, Katholik aus Frankreich und Mitglied der
Kommunität Brot des Lebens.
˚ Cor Keijzer, Pfarrer in der Niederländisch
Reformierten Kirche aus Enschede.
˚ Dr. Tony Kempster, Generalsekretär der Anglican
Pacifist Fellowship in England.
˚ Gudrun Tappe-Freitag, deutsche Baptistin und Mitglied
der baptistischen Initiative Schalom. Sie hat die Ausbildung als Schalomdiakonin
beim Oekumenischen Dienst in Wethen absolviert.
˚ Klaus Tschentscher ist Mitglied des Laurentiuskonventes
in der Gruppe in Wethen in der Nähe von Kassel und arbeitet bei der Ev.
Kreditgenossenschaft in Kassel. Er wurde als neuer Schatzmeister
gewählt.
Andere Tagesordnungspunkte der diesjährigen
Mitgliederversammlung waren die Verabschiedung des Finanzberichtes für 1999
und des Haushalts 2000. Beschlossen wurde ebenfalls die Neufassung der Satzung,
der Kriterien für eine Mitgliedschaft bei Church & Peace und ein
entsprechendes Antragsformular und Antragsverfahren. Die Mitgliederversammlung
stimmte dem Antrag zu, die theologische Arbeit der bisherigen
Arbeitsgemeinschaft für Kirchliches Friedenszeugnis fortzuführen und
bildete dafür eine theologische Arbeitsgruppe innerhalb von Church &
Peace. Die anwesenden Mitglieder begannen mit der Planung für die
nächste Internationale Church & Peace Konferenz, die vom 27. Bis 29.
April 2001 in Elspeet in den Niederlanden stattfinden wird. Schwerpunkt dieser
Konferenz wird der Austausch und die Begegnung mit Menschen aus dem
früheren Jugoslawien sein, zu denen einige Church & Peace Mitglieder in
den letzten Jahren verschiedene Kontakte entwickelt haben. Deshalb wird im
Vorfeld der Internationalen Konferenz eine Begegnungstagung mit Menschen aus
verschiedenen christlichen Friedens- und Versöhnungsinitiativen aus der
Balkanregion vorausgehen.
Übersetzung: C.H.
*****
Christusmeditation von Herbert Froehlich nach Hebr 5, 7-9
– im Rahmen des Gottesdienstes zum Abschluß der Jahresversammlung
von Church and Peace mit der gastgebenden Mennonitengemeinde in Ingolstadt
– am 9. 4.2000. Die Lesung wurde ausgewählt als die, die den
Leseordnungen der evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche
für den heutigen Sonntag “Judika” gemeinsam ist.
Der Zusammenschluß Church and Peace ist zu Gast in
Ingolstadt. Da findet sich der Kirchensaal “Maria de Victoria” als
ein Meisterstück barocker Baukunst und Malerei. Aber es ist ein Beitrag der
Kunst zu einem militärischen Sieg, bezogen auf die Seeschlacht bei Lepanto,
in der das Eindringen einer muslimischen Macht auf den christlichen Kontinent
abgewehrt wurde.
Da findet sich eine Siedlung “von dem Herrn”,
erinnernd an Menschen, die wegen ihres Verständnisses von christlichem
Glauben – sie waren eben gerade nicht bereit, den Glauben mit dem Schwert
zu bezeugen - immer wieder aufbrechen mußten, um von ihrem erworbenen
Zuhause Abschied zu nehmen und neu zu siedeln, zumeist in unwirtlichem
Gelände, wie hier bei Ingolstadt in damals sehr feuchten Auen. Sie wurden
die Aubürger.
Ingolstadt heute: Autostadt. Für mich die Stadt einiger
Last-Autos, die hier zusammengeführte Waren aufluden, um sie nach
Südosteuropa zu bringen, in eine Krisenregion, Kroatien, Bosnien.
Der Weg zur Station der Hilfe wurde für die Helfenden zum
Weg durch Spuren des Bösen.
Der Krieg der 90er-Jahre zeichnet sich ihnen am Wege ab durch
unzählige Ruinen, durch beschädigte Kirchen, Friedhöfe,
Krankenhäuser; Zeugnisse dafür, daß Krieg nicht nur Sieg
heißen durfte, sondern explizit Vernichtung, Auslöschung des Andern,
in Gegenwart, Vergangenheit und so auch auf Zukunft hin.
Der aktuelle Krieg verweist auf einen früheren: den Krieg
der 40er Jahre, und dessen Spuren führen zurück ins heimische
Deutschland.
Es findet, so sehen und erleben es die fahrenden Helfer, ein
Lernen des Bösen statt unter den Menschen. Die Bereitschaft, die Kunst zu
Vernichten greift um sich. Ein Sog des Bösen zieht immer neue Machthaber in
seinen Bann. Ein schlimmer Lernprozeß – ohne absehbares
Ende.
Es gibt einen anderen Weg des Lernens. Und er wird gegangen im
Angesicht des Bösen. Wir hörten davon in den Worten des
Hebräerbriefes.
In seiner Mitte steht ein Mensch, von dem nicht nach seinem
Namen die Rede ist: Jesus, sondern allein nach seinem Titel: Christus, der
Gesalbte.
Als Christus auf Erden lebte, hat er Gebete und Bittrufe
mit lautem Schreien und mit Tränen vor den getragen, der ihn aus dem Tode
retten konnte, und er ist seiner Ehrfurcht wegen erhört worden. Obwohl er
Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt; zur Vollendung gelangt, ist
er für alle, die ihm gehorchen, Urheber ewigen Heils
geworden.
Der Christus geht in seinen Erdentagen durch sein Land:
betend, weinend, schreiend.
Er leidet in seiner Zeit, und er leidet an seiner Zeit. Er
sieht die Ruinen der Häuser, er sieht die Ruinen der Seelen. So kommt er
von Gott.
Er ist ehrfürchtig, Gottes fürchtig, und er lernt,
lernt den Gehorsam, leidend.
Ich habe ein Bild davon vor mir, was das sagt: er geht seinen
Weg ehrfürchtig.
In der Mitte steht der Mensch, der von Gott kommt.
Er läßt sich halten von seinem Gott. Er hört:
Ich bin da, der ich für dich da bin.
Er spürt Gottes haltende Hände von hinten.
Stützend den Rücken. Aufgelegt auf die Schultern. Allein von Gott
läßt er sich halten.
So ist er frei. Seine Ehrfurcht wendet sich nach vorne: er
sieht.
Wer kommt entgegen? Fremde, Andere, Gesichter. Gottes
Geschöpfe in ihrer Vielfalt. Sie tragen, wie uns die Quäker lehren,
den Funken Gottes in sich, alle.
Sein Blick bleibt offen, suchend, erkennend.
Mit seinem Blick erhebt er die Geringen: Du bist auch ein
Geschöpf Gottes, bei Namen gerufen.
Mit seinem Blick konfrontiert er die Gleichgültigen: Auch
du bist berufen, zu sein. Wache auf, sei präsent, Dir Deiner Herkunft und
Zukunft bewußt.
Mit seinem Blick irritiert er die Mächtigen. Du bist ein
Mensch, aber kein Gott.
Sein Leiden ist die Ohnmacht, die Verborgenheit des Glanzes
von Gott in seiner Schöpfung, ist die Blockade der Mächtigen gegen
Gottes Segen.
Seine Richtung bleibt: Ehrfurcht.
Er läßt sich anrühren, er berührt, und
heilt.
Die sich nicht anrühren lassen, schlagen
zurück.
Er bleibt auf seinem Weg. Er lernt und lehrt – Ehrfurcht
unter den Menschen.
Getragen, gestärkt allein durch Gottesfurcht.
Er geht und fällt. Er fällt durch die Schläge
der Irritierten. Er fällt in die Hand seines Gottes zurück.
Es gibt keinen anderen Weg. Der Gefallene ist der Vollendete.
Er hat Gehorsam gelernt, hat Vollendung erfahren.
Der Weg der Ehrfurcht geht weiter. Die sich auf ihn berufen,
lernen das Geheimnis des Christus. Sie fahren zum Ort der Hilfesuchenden. Sie
sehen Zollbeamte, Soldaten, Flüchtlinge, Hassende, Traumatisierte. Sie
erkennen am Ort der Krise andere, die von Ehrfurcht getragen sind. Friedensboten
inmitten des Krieges. Solche, die sich weigern zu lernen, daß der Andere
ein Dämon ist.
Gehalten von Gott, ehrfürchtig sehend, wer da kommt.
Menschen kommen, und sie wollen leben. Sie wollen – heute, in dieser Zeit
– nicht Gott-Verlassene sein. Wohl denen, die da wandeln, lernend die
Ehrfurcht von Gott zu den Menschen.
*****
Sechs Wochen zu Besuch in Sierra Leone
Gudrun Tappe-Freitag
Sierra Leone liegt an der Westküste Afrikas. Seit 1991
führt es einen erbarmungslosen Krieg um die Kontrolle der Diamantenminen.
Der Krieg hat wie jeder Krieg Opfer gefordert. Dieser Krieg war schlimmer.
Soldaten, darunter 4000 Kinder ab zehn Jahren wurden durch Drogen zu
Gewalttätern. Sie überfielen ihre eigenen Dörfer,
verwüsteten sie und hackten den Bewohnern Arme und Beine ab. Bislang war
dies für mich alles nur angelesenes Wissen...
Vom oekumenischen Rat der Kirchen Sierra Leones eingeladen,
waren meine Kollegin Ute Caspers und ich zu Besuch in diesem Land. Seitdem kenne
ich auch andere Facetten. Unsere hauptsächliche Frage bei Besuchen von
Kirchen, NGO’s u.a. war: “Was wird auf dem Gebiet von
Friedenserziehung, Versöhnung und Traumabearbeitung getan?” Und wir
erfuhren, dass es nicht nur ein staatliches Programm zur Reintegration der
Rebellen gibt, sondern dass es ein tiefes Empfinden im Volk dafür gibt,
dass die Rebellen Teil der Bevölkerung sind, “getrennte
Brüder” werden sie genannt. Ich habe Frauen und Männer
getroffen, die bis zu 20 Meilen zu Fuß gegangen sind, um sich in einen
Workshop auf die Begegnung mit den getrennten Brüdern vorzubereiten. Wir
erfuhren, dass die Bevölkerung ganz andere Ursachen wahrnimmt, als die
offiziell genannten Kriegsursachen. Es gibt ein tiefes Wissen um und ein feines
Empfinden für Ungerechtigkeit. Es ist eine Unzufriedenheit mit der
Hierarchie und mit der Rechtssprechung. Der Chief regelt einen Konflikt nicht
zur Zufriedenheit aller Parteien. Frauen würden immer ungerecht behandelt,
müssten aber schweigen und die Last tragen. Eine Frau erinnerte an das
Palaver, dass ihr Großvater geleitet hatte und wo es ein Mitspracherecht
aller gab. Zurück zu den Wurzeln! Auf diesen Wunsch sind wir öfter
gestoßen, auch in der Kirche. Es ist deutlich: die kirchliche Tradition
ist europäisch, äußerlich und inhaltlich. Wir pflügen und
wir streuen, haben wir im Gottesdienst gesungen und auch die Strophe vom Schnee.
Schade, ich hatte mich auf afrikanische Kultur gefreut.
Europäisches Gedankengut, genau dass war’s, was
unseren Auftrag schwierig so machte. Wir, die Europäerinnen, sollten
herausfinden, ob wir mit unseren Stil und unserer Methode Workshops für
Friedenserziehung durchführen könnten. Wir haben wahrgenommen, dass
Menschen bereit sind, sich mit den Themen Frieden und Versöhnung zu
befassen. Sie haben auch unseren Stil und Methoden für hilfreich befunden,
aber wichtiger ist: Sie haben uns akzeptiert. Sie haben es hoch
eingeschätzt, dass wir uns ihretwegen in Gefahr begeben haben, um sie in
ihrer Not nicht allein zu lassen.
Offiziell ist der Krieg vorbei, aber die Schwierigkeiten sind
riesig in diesem Land. Bei aller Bereitschaft einiger zu Frieden und
Versöhnung wird die Realität den Menschen viel abverlangen. Sie
brauchen Unterstützung.
01. 05. 2000
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Krakow International Youth Forum - Europäische
Begegnungen
Anne Würges
Vom 2.- 12. Mai 2000 arbeitete Anne Würges als
Schulpraktikantin in unserer Geschäftsstelle mit. Während andere
Mitschülerinnen und Mitschüler ihr Schulpraktium bei einem
Rechtsanwalt, im Krankenhaus oder in einer Autowerkstatt absolvierten, hatte
sich Anne bewusst für die Arbeit von Church & Peace entschieden.
Besonders interessiert sie die Arbeit von Freiwilligen und die Begegnung von
jungen Menschen in Ost- und Westeuropa. Wir haben viel darüber gesprochen,
dass die Motivation zu solchem Engagement aus unserem Glauben kommt und Menschen
bewegt, aufeinander zu zugehen und voneinander zu lernen.
Welche Erfahrungen Jugendliche bei solchen Begegnungen machen,
zeigt ihr nachfolgender Bericht:
Zum sechsten Mal fand dieses Jahr ein internationales
Juendforum in Krakau/Polen statt. Meine Schule hatte sich entschlossen auch
dieses Jahr mit einer Gruppe Neuntklässler an dem Forum teilzunehmen.
Hauptziel des Forums war es, europäische Jugendliche einander näher zu
bringen, Vorurteile ab- und ein “Wir” Gefühl aufzubauen und so
ein bißchen näher an ein gemeinschaftliches, vereinigtes Europa zu
kommen, in dem die einzelnen Menschen zählen, nicht Status oder
Herkunft.
Das Programm war abwechslungsreich : Workshops, Ausflüge,
Konferenzen, aber auch gemeinsame Abende und relativ viel Freizeit. Mit etwa 150
Jugendlichen aus neun verschiedenen Ländern - Belgien, Österreich,
Norwegen, Finnland, Schweden, Estland, der Ukraine, Deutschland und Polen - war
das Forum gut besucht.
Die Workshops
Schon vor der Anreise musste man sich in einen der fünf
angebotenen Workshops einwählen. Ziel der Workshops war es, innerhalb einer
Woche etwas zu erstellen, das bei der Ergebnispräsentation am letzten
gemeinsamen Tag gezeigt werden konnte. Hauptsächlich ging es in den
Workshops darum eine grobe Vorgabe dessen, was gemacht werden sollte, zu
erweitern und zu gestalten. Leider wurden einige der Gruppen so eingeteilt, dass
sie nur aus Jugendlichen einer Nation bestanden und auf diese Weise fiel genau
das weg, was die Workshops eigentlich ausmachen sollte : gemeinsam mit
“fremden” Menschen etwas zu erstellen, und auf diese Weise mit den
anderen ins Gespräch zu kommen.
Konferenzen
In den Konferenzen trafen sich sämtliche Teilnehmer des
Forums, um über verschiedene (aktuelle) Themen zu diskutieren. Hauptthemen
waren “Unsere Erde”(-Umweltproblematik, Energiegewinnung),
“Menschen”(-Todesstrafe, Kindererziehung),
“Kriege”(-Kriege vermeiden, Ursachen für Kriege), und
“Liebe”(-Gleichgeschlechtliche Liebe, Rechte von
Gleichgeschlechtlichen Paaren). Dazu wurden zunächst Stellungnahmen
polnischer Schüler verlesen und anschließend mit der ganzen Gruppe
diskutiert. Es war toll, dass jeder seine Meinung frei sagen konnte, ohne
dafür verspottet oder beschimpft zu werden, selbst bei dem schwierigen
Thema Todesstrafe, bei dem ganz unterschiedliche Meinungen aufeinandertrafen,
und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Ausflüge
Neben den üblichen Stadtbesichtigungen war auch ein
Besuch des Konzentrationslagers Ausschwitz /Birkenau vorgesehen. Obwohl die
geschichtlichen Fakten größtenteils bekannt waren, waren wir
schockiert von der Größe der Lager, die wir nur aus Fernsehberichten
und Erzählungen kannten. Das Verdrängen der hier geschehenen
Ereignisse war an Ort und Stelle nicht mehr möglich. Fast noch schlimmer
als die Ansicht dieser Orte war für mich das Verhalten anderer Besucher.
Wir konnten nicht nachvollziehen, wie man an der Todesmauer in Gelächter
ausbrechen oder die Nutzung der Lager leugnen konnte.
Das Verhältnis von uns jungen Deutschen zu Ausschwitz ist
sehr schwierig, da wir selbst nicht mehr für die Taten dort verantwortlich
sind. Wir dürfen aber nicht den Fehler machen, die Vergangenheit unseres
Landes zu leugnen oder zu verschweigen. Wir müssen wissen, dass wir im
Ausland immer wieder darauf angesprochen werden und in der Lage sein,
persönlich Stellung zu nehmen. Wir waren uns einig, dass so etwas wie in
Ausschwitz nie mehr vorkommen darf, und sehen es als eine unserer Aufgaben, zu
verhindern, dass es jemals wieder zu Verstößen gegen die
Menschlichkeit kommt.
Internationale Begegnungen
Europa ist kleiner geworden. Wir haben Kontakte zu
Jugendlichen aus vielen verschiedenen europäischen Ländern, die wir
über Austausche und Jugendforen kennengelernt haben. Wir hoffen, dass
Europa weiter zusammenwächst, und dass Vorurteile gegen Menschen aus
anderen Ländern immer weiter schwinden. Ich denke, dass es auch in Zukunft
noch viele solcher Begegnungen geben wird, und bin froh, dass ich die Chance
hatte an einigen teilzunehmen.
Internationale Zusammenarbeit habe ich auch bei meinem
Schulpraktikum bei Church and Peace erfahren. Ich glaube, dass dies ein
wichtiger Schritt ist auf dem Weg, eine Welt zu schaffen, auf der nicht mehr
jeder nur an sich und sein Land denkt.
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Nachrichten aus dem Netz
Die Gemeinschaft von Caulmont feiert ihr 30jähriges
Bestehen
1970 stimmt die “Eglise Réformée de
France” (die Reformierte Kirche Frankreichs) einem Versuchsprojekt zu, das
zum Ziel hat, Menschen Gastfreundschaft anzubieten im Rahmen einer kleinen
christlichen Gemeinschaft, die entsprechende Räumlichkeiten und Angebote
organisiert. Die Kommunität Caulmont sieht dieses Anliegen als ihre Aufgabe
und beginnt damit, dieses Projekt aufzubauen.
Caulmont besteht als Kommunität seit 1974. Eine erste
Gruppe katholischer und protestantischer Christen bilden eine erste
kommunitäre Teamgruppe. Die Mitglieder dieser ökumenischen
Kommunität leben an verschiedenen Orten und versuchen dort jeweils die
Vision von Caulmont, christliche Gastfreundschaft zu praktizieren, in ihrem
Leben zum Ausdruck zu bringen.
1976 erwirbt die Gemeinschaft ein Haus in der Normandie.
Freiwillige und bezahlte Kräfte bauen in den folgenden Jahren dieses Haus
zu einem Einkehr- und Begegnungszentrum aus. In den achtziger Jahren
verändert sich die Zusammensetzung der Kommunität immer wieder. In der
Regel zählt sie nun vier bis sieben Erwachsene und fünf bis elf
Kinder. Sie sind entweder katholisch oder evangelisch und entscheiden sich,
einige Jahre in diesem Haus mitzuleben, im täglichen Rhythmus von
Gebetszeiten und dem Angebot christlicher Gastfreundschaft für Menschen,
die von außen kommen.
1984 kommt es zu Gesprächen mit der katholischen Kirche
am Ort und dem Bischof der Diözese. Nach diesem Gespräch nimmt die
Kommunität Caulmont einige Benediktinerinnen, die nun einige Jahre zusammen
mit der Gemeinschaft leben. Nun leben etwa 22 Menschen zwischen zwei und 85
Jahren in Caulmont zusammen. In dieser Zeit werden weniger Menschen von
außerhalb aufgenommen.
Nach dem Tod einiger Schwestern und dem Weggang einiger
Mitglieder verkleinert sich die Gemeinschaft in den 90er Jahren und kann wieder
mehr Menschen aufnehmen.
In der Perspektive des Jahres 2000 und der kommenden Jahre
erhoffen sich die Mitglieder von Caulmont, die inzwischen 100 Familien und
Einzelpersonen umfassen, dass sich ihnen weitere Menschen anschließen oder
zu ihnen kommen.
Nachrichten von Caulmont, im Frühjahr 2000
Übersetzung: Dora Geiser/Christian Hohmann
_ Vom Vertrauen zur Mediation
Das Programm zur Erziehung zum Frieden und Gewaltverzicht
für Jugendliche
Das Jahr 2000, von der UNO zum „Internationalen Jahr
für eine Kultur des Friedens“ deklariert, wird sicherlich ein
markantes Jahr in der Geschichte der säkularen und religiösen
Friedensbewegungen sein. Dieses Jahr wird zum Sprungbrett einer Friedenskultur
für ein „Jahrzehnt des Friedens“. Der Zweig des Internationalen
Versöhnungsbundes in der französischen Schweiz richtet seine
Anstrengungen unter anderem auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen,
einerseits weil dieses Jahrzehnt sich dazu eignet, vor allem die Jugendlichen zu
erreichen und andererseits weil der Bedarf an Gewaltprävention in Schulen
und Gemeinden sehr bedeutsam ist.
Seit Februar 1999 ist MIR in der französischen Schweiz in
der Jugendarbeit und Erwachsenenbildung im Bereich von Kommunikation und
Konfliktbehandlung engagiert. Diese Arbeit wurde in zwei Orientierungsklassen
(für höhere Schulen) im Kanton Fribourg initiiert. Auf diese Weise
wurden 40 Klassen für gewaltfreie Kommunikation und Konfliktbehandlung
sensiblisiert. Das Programm wurde in den Schulen eingeführt, um die
Eskalation von Gewalt zu vermeiden. Die Klassenlehrer haben aktiv an den Kursen
mit ihren Klassen teilgenommen und die Schüler in gewaltfreier
Kommunikation und Konfliktbehandlung unterrichtet. Die Schüler setzten
anschließend in die Praxis um, was sie gelernt und gemeinsam erlebt
haben.
Parallel dazu hat die Elternvereinigung von Glâne
(l’Association des parents de la Glâne) in Zusammenarbeit mit MIR in
der französischen Schweiz ein Programm zur Vermeidung von Gewalt auf die
Beine gestellt. Zum ersten Mal nahmen zehn Eltern an insgesamt sechs Treffen,
die jeweils drei Stunden dauerten und sich über vier Monate (November 1999
bis Februar 2000) hinzogen.
Hin zu einer Kultur des Friedens und der
Gewaltfreiheit...
Die Arbeit zur Gewaltvermeidung ist komplex und manchmal
undankbar. Komplex insofern, da jede Intervention dem einzelnen Kontext
angepaßt sein muß und eine Bedarfsanalyse voraussetzt, die den
Akteuren des Systems Rechnung trägt, wie den Faktoren, die einer
Veränderung entgegenstehen. Manchmal undankbar, weil das Ergebnis dieser
Interventionen nur teilweise auf kurze oder mittelfristige Sicht bewertbar ist.
Dies nährt die Skepsis derer, die Gewalt als unglückliche
Umstände akzeptieren wollen und denen die Repression immer noch als beste
Methode erscheint. Dennoch ermutigen uns die Zeugnisse von Eltern, Jugendlichen
und Lehrern, uns weiterhin zu engagieren. Selbstverständlich müssen
die Programme zur Prävention von Gewalt dem Ausmaß an Gewalt
Rechnung tragen, denn es wird keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben!
Ein hoffnungsvoller und realistischer Blick auf dieses
„internationale Jahr für eine Kultur des Friedens“
Am Anfang dieses Jahres 2000 führte MIR in der
französischen Schweiz seine Arbeit der Gewaltprävention in den Schulen
des Kantons Fribourg und Neuchâtel fort, sowohl in der Erwachsenenbildung
als auch in der Bildung Jugendlicher. Wir trafen auch Taufanwärter, die
manchmal in Schulen gehen, in denen wir intervenieren, was uns wirklich gelegen
kommt, um ein Band mehr mit dem Erziehungssystem zu schaffen, denn es erscheint
uns wichtig, dieses (Erziehungssystem) in seiner Gesamtheit zu erreichen.
Bulletin romand de la réconciliation, März
2000
Übersetzung: Bettina Ewer
*****
Internationales Jahr der Freiwilligen
Das Jahr 2001 soll das Internationale Jahr der Freiwilligen
werden. Entsprechende Aktivitäten sollen im kommenden Jahr öffentlich
dagestellt werden, um zugleich mehr Menschen für ein
Freiwilligen-Engagement zu gewinnen. Zur Koordinierung und Vernetzung der
örtlichen, landes- und bundesweiten Aktivitäten im Internationalen
Jahr der Freiwilligen hat das Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend den Deutschen Verein für öffentliche und private
Fürsorge e.V. beauftragt, eine Geschäftsstelle „Internationales
Jahr der Freiwilligen“ einzurichten. Diese Geschäftsstelle nimmt
Mitteilungen über Projekte im Internationalen Jahr der Freiwilligen gerne
an für die Website (www.ijf2001.de). Ab sofort besteht die
Möglichkeit, zukünftige Veranstaltungen in die interaktive Homepage
www.ijf2001.de direkt einzugeben. Entsprechende Informationen und Formulare sind
zu erhalten bei:
Geschäftsstelle Internationales Jahr der Freiwilligen im
deutschen Verein, Am Stockborn 1-3, 60439 Frankfurt am Main, Tel. 069-95807-403,
Fax: 069-95807-164, E-mail: kontakt@ijf2001.de.
Künftige Vakanzen bei der KEK
Sekretär für Finanzen und Verwaltung: allgemeine
Verantwortung für die Finanzangelegenheiten der KEK einschliesslich der
Entwicklung und Durchführung der Strategie zur Mittelbeschaffung in
Zusammenarbeit mit anderen Mitglieder des Stabes. Voraussetzungen: Erfahrung in
Finanzverwaltung, Beherrschen der französischen Sprache sowie Kenntnisse in
Deutsch und Englisch.
Sekretär für Kommunikation und Information:
Fortführung und Weiterentwicklung der allgemeinen Arbeit der KEK in Bezug
auf Kommunikation, Information, Kontakte zu den Medien und
Veröffentlichungen, die den Gesamtbereich der Aktivitäten der KEK
sowie die Arbeit ihres Stabes in den Büros in Genf, Brüssel und
Strasbourg abdecken. Voraussetzungen: Erfahrung in der Kommunkiations- und
Medienarbeit, gute kenntnisse der kirchlichen und ökumenischen Szene in
Europa.
Beide Stelle sollten im Laufe des Jahres 2001 gefüllt
werden. Informationen: Dr. Keith Clements, Generalsekretär, KEK, PO Box
2100, 150 route de Ferney, CH-1211 Geneva 2, Tel: +41 22 791 61 11.
Die neu recherchierte Ausgabe 2000/2001 von eurotopia -
Verzeichnis von Gemeinschaften und Ökodöfern ist erschienen
Dieses Verzeichnis ist das einzige Nachschlagewerk über
Gemeinschaften und Ökodörfer in Deutschland und Europa. Als
Weiterentwicklung der schon in mehreren Auflagen erschienenen
eurotopia-Projektliste stellen sich auf jetzt 424 Seiten 333 Gemeinschaften aus
23 Ländern dar mit ihren Charakteristika, ihren Zielen und ihren
Besonderheiten, darunter auch Church & Peace, einige seiner
Mitgliedsorganisationen und andere christliche Gruppen.
Daneben gibt es aber auch viele Gemeinschaften verschiedenster
spiritueller Prägung, die sich von Church & Peace deutlich
unterscheiden. Dennoch lohnt es sich sicherlich, dieses Verzeichnis
durchzuschauen, nicht zuletzt wenn man in Europa auf Reisen ist.
eurotopia, das Nachschlagewerk mit insgesamt 699 Adressen, in
DIN A5-Format (Paperback) für zuhause und unterwegs, für 27,-DM
(Vorauskasse) bzw. 30,- DM (gegen Rechnung) inkl. Versand. Erhältlich bei:
Ökodorf-Buchversand, Dorfstrasse 4, 29416 Groß-Chüden, Tel.
03901-82949, Fax: - 82942, E-mail: oekodorf.buch@t-online.de.
[1] Jacques Gaillot, Bischof
von Évreux, unter Mitarbeit von Catherine Guigon: Eine Kirche, die nicht
dient, dient zu nichts. Erfahrungen eines Bischofs, Freiburg i.Br.
41992, S.27.