Liebe Leserinnen und
Leser,
Vor 50 Jahren begann die Church and Peace
- Bewegung. Aus den anfänglichen Dialoggesprächen zwischen
Vertreterinnen und Vertretern Historischer Friedenskirchen und verschiedener
Kirchen in Puidoux/Schweiz ist im Laufe von fünf Jahrzehnten ein
ökumenisches Netzwerk entstanden, das heute 75 Mitgliedsorganisationen und
Einzelmitglieder in neun europäischen Ländern umfaßt.
Ende Mai haben wir im Rahmen eines
Symposiums an die Anfänge von Church and Peace erinnert. Gleichzeitig haben
wir nach den gegenwärtigen Herausforderungen gefragt und darüber
beraten, worin in Zukunft der Schwerpunkt unserer Arbeit liegen soll. Unsere
gemeinsamen Tage standen ganz im Zeichen des Krieges im ehemaligen Jugoslawien.
Wenige Zeit später wurde der Krieg
offiziell für beendet erklärt. Seither zeigt sich der abgrundtiefe
Haß zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen. Nun werden die anderen
bedroht und vertrieben. Manche, die vorher Opfer waren, werden jetzt zu
Tätern, während Menschen, die zur Seite der früheren Täter
gerechnet werden, die neuen Opfer sind.
Die Suche nach der ganzen Wahrheit in
diesem folgenschweren Konflikt war ein Hauptanliegen des Symposiums auf dem
Bienenberg. Dazu gehörte die Frage nach unserer politischen
Mitverantwortung und nach unserer Aufgabe als europäisches Netzwerk. Es gab
und gibt zahlreiche positive Beispiele und ermutigende Initiativen christlicher
Gemeinschaften im ehemaligen Jugoslawien: Diese haben sich trotz des
jüngsten Krieges - und der damit verbundenen Rückschläge für
ihre bisherige Arbeit - nicht abhalten lassen, sich weiterhin um
Verständigung, Versöhnung und den Aufbau zivilgesellschaftlicher
Strukturen zu bemühen.
Wir berichten davon in einer ersten
Dokumentation über das Jubiläumssymposium im Rahmen unserer
Beiträge zu Theologie und Frieden.
Sie erhalten diese Publikation zusammen
mit diesem Rundbrief anstelle der zweiten Nummer von “Kirche und
Frieden“. Zusätzlich erhalten Sie unseren ersten ausführlicheren
Geschäftsbericht, damit Sie eine größere Übersicht
über die Arbeit von Church and Peace im Zeitraum 1998/1999
bekommen.
Der vielfach geäußerte Wunsch
nach schnellen und übersichtlichen Informationen und nach
themenorientierten Publikationen hat uns dazu veranlaßt, probeweise bis
Ende diesen Jahres, weitere Rundbriefe und kleinere Publikationen
herauszubringen und sie Ihnen anstelle der regulären
Vierteljahreszeitschrift zuzuschicken. Dazu gehört auch das neue
Mitgliederverzeichnis. Die Publikation “50 Jahre Ökumenischer Dialog
und Friedenszeugnis - Church and Peace 1949 -1999“ wird voraussichtlich
Anfang des nächsten Jahres erscheinen.
Wir wollen damit die Leistungen des
Abonnements verbessern und hoffen auf Ihre Zustimmung. Ende 1999 werden wir Sie
um eine kurze Rückmeldung bitten, ob Ihnen unser Versuch zugesagt hat oder
nicht.
Wir wünschen Ihnen weiterhin eine
gute Sommerzeit
Für das
Redaktionsteam
Ihr Christian Hohmann
KOSOVO
Braunfelser Sondersynode zum
Kosovo-Konflikt
15 Jahre nach der Ersten Europäischen
Friedenskirchlichen Versammlung in der Friedenskirche in Braunfels trafen sich
am 26. Juni 1999 rund 100 Synodale und Gäste des Kirchenkreises Braunfels
zu einer Sondersynode, um über die Problematik des Krieges im Kosovo und
dessen Folgen zu beraten. Superintendent Roland Rust und Pastor Christian
Hohmann erläuterten eingangs die Gründe, die den Arbeitskreis Frieden
und den Kreissynodalvorstand veranlaßt hatten, diese Synode einzuberufen.
Dazu gehöre auch die Erfahrung, daß die biblischen Gegenbilder zu
Krieg und Gewalt nicht zu einem erkennbaren Protest der Kirchen gegen die
erfolgten Vertreibungen und Militärschläge geführt hätten.
Der frühere Bischof von Magdeburg, Dr. Christoph Demke, stellte in seinem
Einführungsreferat unmißverständlich klar, daß die
politische Strategie, mit Hilfe eines Militärschlages aus der Luft die
humanitären Verbrechen im Kosovo zu stoppen, nicht nur gescheitert sei,
sondern sich auch als Sackgasse erwiesen habe, als man sich auf das Hantieren
mit Ultimaten in die ausweglose Abhängigkeit der Belgrader Führung
begeben habe. Hingegen seien die Warnungen verschiedener Friedensdienste vor
einer kriegerischen Eskalation im Kosovo viele Jahre überhört worden.
Die christlichen Kirchen müßten angesichts der Tatsache, daß
die G 8 - Staaten nicht nur in ökonomischen, sondern mittlerweile auch in
sicherheitspolitischen Fragen einen weltweiten Führungsanspruch
reklamierten, sich dafür einsetzen, daß die schwächeren Partner
zu Gehör kämen.
Angeregt durch Demkes nachdrückliche
Fragen, diskutierten die Teilnehmenden in vier Arbeitsgruppen folgende
Einzelfragen: Worin liegt die eigene Mitverantwortung und Schuld von uns
Christen in unserer Verwicklung in einen nie erklärten Krieg? Welche
Alternativen zur militärischen Konfliktlösung bestehen und müssen
dringend gefördert werden, z.B. Friedensfachdienste und die Ausbildung zum
Schalomdiakonat. Auch die Frage nach der Verankerung der Flüchtlingsarbeit
in den Gemeinden des Kirchenkreises und die wiedersprüchliche Rechtslage
der Flüchtlinge aus der Balkanregion neben der Frage nach der Problematik
der neuen NATO-Strategie wurden intensiv beraten.
Unter den ReferentInnen waren auch
Wilfried Warneck und Dr. Anthea Bethge vom Oekumenischen Dienst in
Wethen.
Wetzlar, den 7.7.1999
Christian Hohmann
Flüchtlingsströme
zurück in den Kosovo veranlassen Änderungen in den Plänen der
MCC-Hilfsprogramme
Die Situation auf dem Balkan
verändert sich dramatisch, und die MitarbeiterInnen des Mennonite Central
Committee (MCC) überlegen, wie MCC seine Hilfeleistungen an jugoslawische
Kriegsopfer unter Berücksichtigung dieser Veränderungen entsprechend
gestalten kann. Es besteht weiterhin große Not nicht nur im Kosovo, in
Albanien und Serbien, sondern auch in anderen Gebieten des ehemaligen
Jugoslawiens wie Bosnien und Kroatien.
“In Albanien kehren Flüchtlinge
in Massen in den Kosovo zurück,” berichtete Hansulrich Gerber,
Direktor des europäischen MCC-Programms, bei einem Telefongespräch am
23. Juni. Diese Entwicklung hat zur Folge, daß die MCC-Mitarbeitenden nun
abwägen, wie ein Teil der MCC-Mittel, die ursprünglich für
Kosovo-Flüchtlinge in Albanien bestimmt waren, umgeleitet werden
könnte. Viele Kosovaren kehren in ihre zerstörten Häuser und
Städte zurück. MCC plant, Hilfsgüter per Schiff in den Kosovo zu
schicken, darunter auch Hygieneartikel wie Seife u.ä.
Die beiden MCC-Freiwilligen Dan und Evanna
Hess setzen derweilen ihre Flüchtlingsarbeit in Albanien fort. Als Antwort
auf den Wunsch nach Rache, den einige Kosovaren geäußert haben,
planen die Hesses Trainingsmöglichkeiten zur friedlichen
Konfliktlösung. Das Ehepaar hat zudem dazu beigetragen, ein Projekt ins
Leben zu rufen, bei dem Broschüren zur Gesundheitserziehung an
Flüchtlinge in Albanien verteilt werden, die den Bedingungen
überfüllter Lager und der sengenden Hitze adriatischer Sommer
ausgesetzt sind.
Letzte Woche kehrte MCC-Mitarbeiter Harold
Otto nach Belgrad, Serbien, zurück, wo er der MCC Partnerorganisation Bread
of Life (Brot des Lebens) bei Überlegungen hilft, wie man den durch die
NATO-Bombardierungen verursachten Nöten beikommen kann. “Den
größten Teil meiner Zeit verbringe ich damit, einfach
zuzuhören,” kommentiert Otto. “Die Menschen sagen, daß
sie dankbar sind, daß ihnen jemand zuhört, dem gegenüber sie
ihre Angst vor der Zukunft, ihre Niedergeschlagenheit und Verwirrung zum
Ausdruck bringen können.” Ein Teil der MCC-Flüchtlingsmittel
wird an die Kriegsopfer in Serbien gehen. Weiterhin befindet sich eine
MCC-Schiffsladung mit Lebensmitteln und Hilfsgütern für Kinder
für 1.000 Familien auf dem Weg nach Pancevo in der Nähe von
Belgrad.
In Kroatien und Bosnien, wo sich die
Menschen noch immer von Gewalt und Kriegen der jüngsten Zeit zu erholen
versuchen, hilft MCC mit Lieferungen von Schafen, Hühnern und
landwirtschaftlichen Werkzeugen. Darüberhinaus haben Schweizer Mennoniten
Hilfsgüter für Kosovo-Flüchtlinge in der Gegend rund um Sarajevo
gesammelt.
“MCC hat sich ausgeweitet und wird
sich weiter ausweiten, um die Güter, die uns anvertraut sind, weise und
effizient einzusetzen,” so Gerber. “Wir werden so gut planen, wie es
uns irgend möglich ist und werden jeden Tag, den Gott uns gibt, als
Geschenk seiner Gnade annehmen.”
MCC News Service, 25. Juni
1999
Übersetzung: BiDo
Gift-Verseuchung ist ein
Nebenprodukt des Krieges in Jugoslawien
Die NATO-Bombardierungen Jugoslawiens sind
eingestellt, doch die Folgen des Krieges bleiben in der Luft, im Boden und im
Wasser weiterhin wirksam.
Ende März baten Partner des Mennonite
Central Committee (MCC) in Belgrad, Serbien, um Fürbitte, daß eine
große Chemie-Raffinerie im nahegelegenen Pancevo nicht von den Bomben der
NATO getroffen werden möge. Ihre schlimmsten Befürchtungen, daß
sich giftige Chemikalien in der Umgebung ausbreiten würden,
bestätigten sich, als die Raffinerie im Laufe des Krieges mehrmals
bombardiert wurde. Hansulrich Gerber, Direktor des europäischen
MCC-Programms, stellte fest, daß “die langfristigen Auswirkungen
[der Verseuchung] auf die Bevölkerung Jugoslawiens sowie der gesamten
Region bisher noch nicht analysiert worden sind.” Er fügte hinzu,
daß der “Schaden weitaus schlimmer ist, als es irgendjemand im
Westen wahrhaben will.”
MCC News Service, 25. Juni
1999
Übersetzung: BiDo
Gewaltfreie Krisen-Intervention
im ehemaligen Jugoslawien
Das Balkan Peace Team (PBT) ist ein
Projekt, das internationale Freiwillige in Gebieten des ehemaligen Jugoslawien
einsetzt, wo ihre Präsenz und ihre Fähigkeiten lokalen
Rechtsanwälten, die sich für Frieden und Menschenrechte einsetzen, von
Nutzen sein können. Die Teams sind ihrem Ansatz nach unparteiisch und
bemühen sich, Gruppen und Einzelpersonen beider Konfliktparteien zu
unterstützen. BPT ist ein Gemeinschaftsprojekt, zu dem auch Gruppen aus dem
Church and Peace-Netz gehören: Brethren Service, die Niederländische
Mennonitische Arbeitsgruppe Ex-Jugoslawien, EIRENE Internationaler Christlicher
Friedensdienst e.V. und der Internationale Versöhnungsbund.
Es gibt zwei BPT-Zweige: einer hat seinen
Sitz in Split, Kroatien, (Otvorene Oci) und einer in der Bundesrepublik
Jugoslawien (BPT-FRY). BPT-FRY arbeitet seit 1994 in Serbien und im Kosovo und
setzt - mit einer Operationsbasis in Mazedonien - seine Arbeit in dieser Region
fort. Zur Zeit ist BPT FRY dabei, seine Aktivitäten umzustrukturieren, um
den Nöten, die der Krieg sowohl in der serbischen als auch in der
albanischen Gesellschaft verursacht hat, gerechter werden zu können und um
Nicht Regierungsorganisationen vor Ort bei den Kämpfen zu
unterstützen, denen diese nun ausgesetzt sind. Ihr Ziel und Auftrag hat
jedoch nichts von seiner Wichtigkeit verloren: zivilgesellschaftliche
Initiativen zu unterstützen und den Dialog und andere Brücken-bildende
Bemühungen zwischen Serben und Albanern zu fördern und zu
ermöglichen.
Zu den programmatischen Zielsetzungen von
BPT-FRY für die nächsten Monate gehören unter anderem folgende
Punkte, um dieses Ziel zu erreichen:
1. Die Aufrechterhaltung der Präsenz
in der Region.
2. Fortgesetzte Reise- und
Forschungstätigkeit (in Albanien und Bosnien), verbunden mit Besuchen
serbischer, Kosovo-albanischer und internationaler
Nicht-Regierungsorganisationen, die mit Flüchtlingen arbeiten wie auch
Initiativen, die auf eigenen Bemühungen der Flüchtlinge
basieren.
3. Vernetzung der verschiedenen
verstreuten und entzweiten Gemeinschaften.
4. Kinder-Camp-Projekt. Es handelt sich
hier um die Initiative eines Kosovo-Albaners, dem die albanischen Kinder ein
Anliegen sind, die unter dem ständigen Einfluß der Bilder der Medien
stehen, die sie auffordern, alle Serben zu hassen. Der Zweck des Camp-Projekts
besteht darin, den Kindern eine so dringend benötigte Pause von den
Spannungen des Flüchtlingslebens zu ermöglichen und zugleich die
Notwendigkeit anzugehen, diesen Haß abzulegen.
5. Die Kontaktaufnahme zu den 10.000
serbischen Flüchtlingen in Mazedonien, die meistens von den
Hilfsorganisationen übersehen werden. Mittels seiner Kontakte zu serbischen
Nicht Regierungsorganisationen wird BPT-FRY versuchen, Kontakte und Vertrauen in
dieser Gemeinschaft aufzubauen und diese Flüchtlinge mit Hilfsdiensten und
-organisationen in Kontakt zu bringen.
6. Kriegsdienstverweigerer. BPT wird die
Situation untersuchen, in der sich Kriegsdienstverweigerer und
Militär-Gegner beider Gemeinschaften befinden: zum einen diejenigen, die
dem jugoslawischen Militär Widerstand leisten oder desertiert sind, und zum
anderen diejenigen, die sich entschieden haben, sich der Befreiungsarmee Kosovas
(UCK) nicht anzuschließen.
Für nähere Informationen oder
zur finanziellen Unterstützung wende man sich bitte an: Balkan Peace Team,
Ringstr. 9a, D-32427 Minden; Tel.: 0571-20776, E-mail: Balkan-Peace
Team@Bionic.Zerberus.De
Auszug aus dem Bericht des Balkan Peace
Team, Juni 1999
Übersetzung: BiDo
EUROPÄISCHE
BRÜCKEN-STÄDTE ENGAGIEREN SICH FÜR BRÜCKEN IN STÄDTEN
JUGOSLAWIENS
Ein Vorschlag zur Überwindung
einer kriegsbedrohten Isolation durch Brücken
Patenschaften
I. Städte aus verschiedenen Regionen
Europas, die selbst durch Brücken verbunden sind, bieten Städten in
der Bundesrepublik Jugoslawien, die durch den Kosovo-Krieg in ihrer
Lebensfähigkeit schwer getroffen wurden und deren Bürgerinnen und
Bürger nicht mehr miteinander kommunizieren können, weil ihre
Brücken zerstört sind, eine Brücken-Patenschaft an.
Kern einer solchen Patenschaft ist die
doppelte Verpflichtung,
- sich als Bürgerinnen und
Bürger der Stadt N.N. bzw. als deren Repräsentanten dafür
einzusetzen, daß die durch den Krieg zerstörte Brücke in N.N.
wieder aufgebaut wird;
- eine Brücke der Verständigung
von Europa zu den Menschen in Kosovo, Serbien, in der Vojvodina und in
Montenegro zu schlagen, die unter diesem Krieg besonders gelitten
haben.
Mit einer konkreten
Brücken-Patenschaft wollen Menschen aus Westeuropa dafür eintreten,
daß jene, die den Repräsentanten eines Regimes treffen wollen, statt
dessen aber die Seele, die Kultur und die Lebensfähigkeit eines ganzen
Volkes getroffen haben, sich am Wiederaufbau der zerstörten Brücke
beteiligen.
II. Für die Übernahme einer
Verpflichtung zu einer Brücken-Patenschaft mit einer konkreten Stadt in der
Bundesrepublik Jugoslawien gibt es verschiedene Gründe.
Wir gehen diese Verpflichtung
ein,
- weil mit der Zerstörung von
Brücken wie anderer Objekte Begegnung und wechselseitiger Respekt
gestört wurden, die für ein Zusammenwachsen der Völker Europas
wichtig sind.
Dabei verkennen wir
nicht,
- daß die Zerstörung dieser
Brücke wie anderer Objekte in einem Kontext von Demütigung,
Vertreibung und Mord der albanischen Bevölkerung im Kosovo steht.
Wir räumen ein,
- daß als Folge der Bombardements
die verabscheuungswürdige Praxis der Vertreibung der albanischen
Bevölkerung und ihre Folgen nicht beendet, sondern eher noch
verschärft wurden.
Wir räumen ebenfalls
ein,
daß die dafür Verantwortlichen
nicht entscheidend getroffen wurden, wohl aber viele unbeteiligte
Bürgerinnen und Bürger in der Bundesrepublik Jugoslawien und in
einigen Nachbarländern.
III. Eine Brücken-Patenschaft sehen
wir als eine ausgezeichnete Möglichkeit an,
- die Notwendigkeit des ökonomischen
Wiederaufbaus in der Bundesrepublik Jugoslawien öffentlich bewußt zu
machen;
- die wirtschaftliche Verelendung einer
ganzen Region zu verhindern;
- Mauern des Mißtrauens und der
Fremdheit zwischen Menschen aus Jugoslawien und Westeuropa
abzubauen;
- einen glaubwürdigen Beitrag
für ein durch Verständigung, Kontakt und gegenseitigen Respekt
geeintes Europa zu leisten.
Bad Vilbel, 15.7.1999
Herbert Froehlich
BESUCHE / KOMMUNITÄTEN
50 Jahre Christusbruderschaft
Selbitz
“50 Jahre unter Gottes
Verheißung“, so lautete die Bilanz der Schwestern und Brüder
der Communität Christusbruderschaft Selbitz anläßlich ihres
50jährigen Bestehens. Mehr als 1000 Gäste waren zum Festwochenende am
5. und 6. Juni 1999 in das Zentrum der Christusbruderschaft auf dem Wildenberg
in Selbitz/Oberfranken gekommen. Darunter zahlreiche Mitglieder anderer
Kommunitäten und Ordensgemeinschaften wie die Schwestern von Grandchamp,
die Christusträger und belgische Benediktiner.
Die Christusbruderschaft versteht sich als
ein evangelischer Orden innerhalb der lutherischen Kirche und wurde 1949 von
Hanna und Pfarrer Walter Hümmer gegründet. Heute leben die 116
Schwestern und 5 Brüder nicht nur im Selbitzer Ordenshaus, sondern auch in
verschiedenen Außenkommunitäten: Drei Schwestern bilden eine
Lebensgemeinschaft in Sehitwa in Botswana, andere leben in Wülfinghausen
bei Hannover oder in Städten wie Bayreuth, München und Magdeburg. Die
Brüder bauen seit 1995 ein geistliches Zentrum in Volkenroda in
Thüringen auf.
Christian Hohmann überbrachte Sr.
Annna-Maria aus der Wiesche, der jetzigen Priorin, die Grüße von
Church and Peace. Sr. Anna-Maria betonte ihm gegenüber das wachsende
Interesse der Christusbruderschaft an der Arbeit von Church and Peace. Dies
zeigte sich auch in verschiedenen anderen Gesprächen mit einzelnen
Schwestern, u.a. mit Sr. Martha, die seit Jahren Flüchtlinge und
Asylsuchende vor allem aus der Balkanregion betreut.
Die Gegenwart Gottes auch in schwierigen
oder konfliktträchtigen Alltagssituationen zu bezeugen, verstehen die
Mitglieder der Christusbruderschaft als ihren Auftrag. Dazu gehört auch die
“Herausforderung zu einem einfachen Lebensstil“, aber auch das
Wahrnehmen der eigenen Grenzen und Begabungen als Voraussetzung gegenseitiger
Akzeptanz und Annahme innerhalb einer kommunitären
Gemeinschaft.
Wetzlar, den 7.7.1999
Christian Hohmann
__________________
1Sr. Anna-Maria aus der Wiesche (Hg.):
Christusbruderschaft Selbitz. Ein Kurzbericht, Selbitz 1999,14.
Soeur Pierrette ist neue Priorin in
Grandchamp
Am 22. Juli, am Gedenktag der Maria
Magdalena, fand in der Communauté von Grandchamp die feierliche
Amtsübergabe statt. Soeur Minke, die 29 Jahre Priorin war, verabschiedete
sich in einer lebendigen Rede. Drei Jahre hatte der Prozeß gedauert, in
dem die Schwestern nicht nur nach einer neuen Priorin suchten, sondern auch um
einen Weg beteten, sie auszuwählen.
Ich hatte die Ehre, eine
Grußbotschaft von Church & Peace zu überbringen und möchte
ein bißchen davon berichten.
Als Christian Hohmann mich fragte, ob ich
hinfahren könnte, hatte ich zunächst ein bißchen gezögert.
Umso glücklicher war ich, daß ich dann trotzdem gefahren bin,
ermutigt von meinem Mann und meiner Tochter Julia, die vor zehn Jahren einige
Zeit in Grandchamp gelebt hatte und ihre Teilnahme samt neun Monate altem Baby
spontan zusagte.
Als wir in Grandchamp angekommen von
freundlichen Polizisten in einen Parkplatz auf der Wiese eingewiesen wurden,
ahnten wir, daß es ein großes Fest sein würde. 400 Personen
wurden erwartet.
Am Empfang im Hof das erste bekannte
Gesicht: Soeur Christel vom Sonnenhof, die unsere Grußbotschaft in Empfang
nahm und in einen großen Gabenkorb legte. Die meisten Schwestern waren in
festlichem Weiß. Aber auch Schwestern und Brüder von anderen
Kommunitäten und Orden waren gekommen. Soeur Minke begrüßte mehr
als 40 Pfarrer, außerdem Familienangehörige und viele Freunde und
Verbundene der Kommunität.
Natürlich hätten nicht alle in
der “Arche” Platz gefunden, dem hölzernen Kirchenraum, dessen
Wände an manchen Stellen von bunten Glasscheiben durchbrochen sind. Die
Schwestern hatten lange und sorgfältig überlegt, wer dort sitzen
dürfte, und ich gehörte zu den Auserwählten.
Auf dem Hof hatte man ein großes
Festzelt aufgebaut, in das hinein die Feierlichkeit auf mehrere Bildschirme
übertragen wurde - Segen der Technik. Ich war ergriffen von dem Geist des
“Gottesdienstes”, der im Raum zu spüren war und berührt
von der radikalen Entscheidung dieser Frauen zu lebenslangem Dienen. Alle der
etwa 60 Schwestern gelobten einzeln der neuen Priorin die Gefolgschaft. Nach der
Eucharistiefeier Begegnung im Hof mit Bekannten und nicht Bekannten. Unser Baby
war immer ein “Anknüpfungspunkt”. Beim Gongschlag dann das
Festmahl im Haus, im Zelt und im schattigen Garten. Es war für alles
gesorgt. Wir hatten das Gefühl, herzlich willkommen zu sein. Da wir mit dem
Pfarrer zusammensaßen, der Soeur Pierrette konfirmiert hatte, kam diese
später auch an unseren Tisch, und ich konnte ihr die Segenswünsche von
Church & Peace persönlich ausrichten. Soeur Irmtraud gesellte sich auch
dazu und wir hatten Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Nach dem Essen
Versammlung am Brunnen, wo zwei Tauben mit Segenswünschen in die Lüfte
entlassen wurden. Sie hatten gar nicht so viel Freiheitsbedürfnis wie
erwartet. Eine setzte sich auf die große Pinie über Soeur Pierrette,
die andere flog aufs Hausdach. Den Abschluß bildete ein finnischer Tanz,
an dem alle teilnahmen und kein Ende finden konnten.
16.8.1999
Christa Voigt
DT. EV. KIRCHENTAG
28. Deutscher Evangelischer Kirchentag
16.-20. Juni 1999,
Stuttgart
Das PEACE HOUSE
Unter dem erweiterten Kirchentags-Motto
“Ihr seid das Salz für die Welt. Zeigt, daß ihr die Kraft des
Salzes in Euch habt: Haltet Frieden untereinander.” (Mt 5,13 / Mk 9,50)
gestaltete die Initiative Schalom gemeinsam mit Mitgliedern von Church and
Peace, Ohne Rüstung Leben (ORL), den Mennoniten (DMFK), Quäkern und
Pax Christi das Peace House (Friedenshaus).
Thematischer Inhalt des Peace House war
die kreative, gewaltfreie und konstruktive Konfliktbearbeitung. TeilnehmerInnen
der Projekte des “Zivilen Friedensdienstes” auf dem Balkan und im
Kaukasus berichteten von ihren Erfahrungen.
Unter dem Thema “Mediation”
wurden verschiedene Workshops angeboten. “Mit Zivilcourage
eingreifen” war ein weiteres Thema mit praktischem Übungsteil. Das
Kirchentags-Motto vertiefte Leni Schüttel von der Inititive Schalom mit
verschiedenen Bibliodrama-Seminaren. Das Peace House war ein Ort, in dem das
vertieft wurde, es war aber auch ein Treffpunkt für Menschen aus
unterschiedlichen Friedensgruppen. Stände einzelner Gruppen luden zum
Austausch und Gespräch ein.
Unsere gastgebende Gemeinde, die
Baptistengemeinde Stuttgart-Forststraße, stellte uns das gesamte
Gemeindezentrum für unsere Veranstaltungen zur Verfügung. Ein
Café, das während der gesamten Tage für die Bewirtung der
Gäste sorgte (mitgetragen von vielen MitarbeiterInnen der Gemeinde), trug
zur offenen und sehr einladenden Atmosphäre bei. Als Mitarbeiterin der
Initiative Schalom bin ich beeindruckt und dankbar für den
unermüdlichen Einsatz der Gemeindeglieder für dieses ökumenische
Vorhaben mit einem solchen Themenschwerpunkt, der sonst in unseren
Baptistengemeinden wenig zu finden ist.
Leider gelang es uns nicht, als
unterschiedliche Basisgruppen mit unserem Anliegen und dem gemeinsamen Peace
House-Programm ins Kirchentagsprogramm aufgenommen zu werden. Wir entschieden
uns trotzdem, zusammen mit der gastgebenden Baptistengemeinde dieses Unternehmen
zu wagen. Unsere Werbung für das Peace House erfolgte durch die Verteilung
von über 12.000 Programmen in ganz Deutschland sowie auf dem “Markt
der Möglichkeiten” des Kirchentages.
Die Veranstaltungen stießen auf
unterschiedliche Resonanz. Die Veranstaltung der “Koalition gegen
Straflosigkeit” mit Frauen aus Argentinien und Dorothee Sölle hatte
ein breites Publikum. Die Diskussionsrunde zur “Neuen
NATO-Strategie”, gestaltet durch die Informationsstelle Militarisierung,
interessierte so manchen Besucher . Während dagegen die Mediationsworkshops
wenige, aber sehr stark interessierte Gäste vereinte. Die Gottesdienste und
Konzerte, die auch im Kirchentagsprogramm zu finden waren, wurden durch die
KirchentagsbesucherInnen stärker frequentiert.
Insgesamt war es ein buntes und
ausgewogenes Programm zum Feiern, Arbeiten, Diskutieren oder einfach
Verweilen.
Wenn die Menschen, die unser Haus besucht
haben, ein Stückchen, eine Idee, einen Gedanken vom Frieden mitgenommen
haben, dann hat sich die Kraft, die Arbeit und das starke Engagement für
das Peace House gelohnt.
Kerstin
Horst-Rößle
BIENENBERG
Der Gärtner und der
Feldherr
Ein nachdenkenswertes Märchen
für unsere Zeit
Es lebte einmal in einem kleinen Dorf ein
Gärtner, der einen grossen Garten hatte. Er baute einen starken Zaun um den
Garten, damit die Tiere, die in der Gegend frei herumliefen, nicht hinein gehen
können. Jeden Morgen machte er einen Spaziergang durch den Garten und
bewunderte seine Blumen und Pflanzen.
Eines Morgens erwartete ihn aber ein
schreckliches Bild. Der Garten sah aus, als hätte dort in der Nacht ein
Krieg stattgefunden. Blumen und andere Pflanzen waren ausgerissen oder
aufgefressen, Beete zertreten, nichts war verschont geblieben.
"Das muss der Hase gewesen sein," dachte
der Gärtner und eilte schnell ins Schloss, um die Sache zu melden und den
Hasen zu verklagen. Er sprach zu dem Feldherrn:
"Mein Herr, ich verlange Gerechtigkeit!
Der Hase hat meinen ganzen Garten verwüstet.”
"Bist du sicher, dass es der Hase war?"
fragte ihn der Feldherr.
"Ja mein Herr, ich habe seine Spuren
gefunden.”
"Gut. Wir bringen die Sache in Ordnung.
Morgen gehen wir auf Jagd und schnappen uns den Kerl. Geh schnell nach Hause
und triff alle nötigen Vorbereitungen. Morgen früh sind wir bei
dir."
Und wie gesagt, so getan. Am nächsten
Tag traf der Feldherr in Begleitung seiner Männer ein.
"Ohne Frühstück geht man aber
nicht auf Jagd!" sagte der Feldherr. "Hast du 'was zum Essen?"
"Ja, mein Herr," antwortete der
Gärtner und holte einen Schinken, den die Gäste schnell verschwinden
liessen.
"Das ist aber ein komisches Schwein,"
bemerkte der Feldherr, während er seinen Bauch streichelte. "Das hatte nur
einen Schinken."
Natürlich hatte das arme Tier auch
einen zweiten Schinken. Der war in der Kammer aufgehängt. Der Gärtner
holte ihn hervor, und der Feldherr und seine Männer assen ihn auf. So kamen
alle Teile, eins nach dem anderen, an die Reihe, und am Ende war die Kammer des
Gärtners völlig leer. Auf diesen Schicksalsschlag folgte der Keller.
Schwein muss nämlich mit Wein heruntergespült werden, und dass wussten
der Feldherr und seine Männer wohl.
Als sie schließlich genug gegessen
und getrunken hatten, wurden sie schläfrig. Schläfrig geht man aber
nicht auf die Jagd, nicht einmal dann, wenn es um den Hasen geht. So liessen sie
sich die Betten machen, sanken bald in tiefen Schlaf und erwachten erst am
Abend, als es schon fast dunkel war. Der Feldherr streckte seine steifen Glieder
und liess die Jagdhörner blasen. Endlich stiegen alle in den Sattel, ritten
hin und her, schrien laut, und die Jagd begann kreuz und quer in dem grossen
Garten.
Es war aber alles umsonst, der Hase war
nicht aufzufinden. Im hintersten Winkel des Gartens war ein einziger Kohlkopf
verschont geblieben, und dort unter seinen Blättern fand der Kerl sein
Versteck. Als die Jäger zu nah herankamen, sprang er heraus und lief durch
ein Loch im Zaun schnell davon. Der Feldherr und seine Männer jagten hinter
ihm her und machten dabei in der grossen Eile den Zaun kaputt. Sie verfolgten
den Hasen nur bis zum Rande des Waldes, von wo sie dann in aller Ruhe
zurückkehrten.
"Es tut mir leid," sagte der Feldherr. "Du
hast mit eigenen Augen gesehen, daß ich versucht habe, was ich nur konnte.
Aber dieses verdammte Tier war einfach klüger als wir."
Und so ritt er mit seiner Begleitung
davon.
Der Gärtner blieb in seinem Garten,
der in Ruinen verlassen lag, und dachte bei sich:
"Es wäre besser gewesen, die
Angelegenheit unmittelbar mit dem Hasen selbst zu regeln. Diese sogenannte Hilfe
hat mir mehr Schaden zugefügt, als es hundert Hasen in hundert Jahren je
vermocht hätten.”
Dieses Märchen wurde während des
kulturellen Programms im Rahmen des festlichen Abends am 29. Mai 1999 von
Dóra Vaik, damalige Koordinatorin der osteuropäischen
C&P-Region, vorgetragen. Der Ursprung des Märchens ist nicht ganz klar,
es stammt jedoch vermutlich aus Ungarn.
Überarbeitung: BiDo
16. August 1999
Echos aus den Reihen der TeilnehmerInnen
auf das Symposium in Bienenberg, 28.-30. Mai 1999
aus Briefen und E-mails an die
Geschäftsstelle zusammengestellt von Birgit Dobrinski-Schmitz
Dankeschön für Euer großes
Engagement und die Riesenarbeit, die nötig war, um die Jahresversammlung
und das Symposium so gut werden zu lassen.
Soeur Irmtraud (Communauté de
Grandchamp)
Tief bewegt gehen wir durch den heutigen
Tag und versuchen, das Erlebte vom Wochenende zu sortieren. Wir möchten der
ganzen Vorbereitungsgruppe nochmals für ihr Engagement danken. Es war gut,
daß wir dabei sein konnten.
Bruno und Heidi Sägesser,
31.5.99
Besonders danke ich für die herzliche
Aufnahme bei der von Euch so liebevoll vorbereiteten Tagung. Es war sehr
schön für mich, dabeisein zu können, mich mit interessanten
Themen auseinanderzusetzen, neue Bekanntschaften zu machen und alte zu
pflegen.
Corinna Friesen
Besonders beeindruckend war der
Festgottesdienst vom Sonntag der Dreieinigkeit (nach dem Vorabendgottesdienst im
Freien durch die Schwestern von Grandchamp mit der Rubljew-Ikone der
Gemeinschaft), vorbereitet von einem besonderen Arbeitskreis mit
Marie-Noëlle von der Recke.
Dietrich Fischinger
Wir möchten Euch ein großes
Dankeschön für die gelungene Tagung auf dem Bienenberg schicken. Durch
unsere Gäste im Haus wurde die Begegnung noch vertieft und
konkretisiert.
Ulli und Ellen Leutbecher
CHRISTIAN PEACEMAKER
TEAMS
Vor fünfzehn Jahren gab Ronald Sider
während der 11. Mennonitischen Weltkonferenz in Straßburg eine
äußerst beeindruckende Erklärung ab. Sider, Dozent am Eastern
Baptist Theological Seminary und Mitglied der Brethren in Christ Church, sagte
damals, daß es ein gutes Zeugnis für Christen sei, sich zu weigern,
sich an einem Krieg zu beteiligen oder sich sonstiger Form von Gewalt zu
bedienen. Dies sei gut, aber nicht ausreichend.
“Was würde geschehen,” so
erklärte er, “wenn wir Christen eine neue, gewaltfreie Armee zur
Erhaltung des Friedens von 100.000 Personen aufstellen würden, die bereit
sind, in gewaltsamen Konflikten einzuschreiten?... Haben wir nicht soviel Mut
und Glauben wie Soldaten?... Solange wir nicht bereit sind, im Kampf gegen die
Ungerechtigkeit, die von unseren Gesellschaften gefördert wird, Unrecht
und Tod zu riskieren, sollten wir bekennen, daß wir es niemals wirklich
ernst gemeint haben, daß das Kreuz eine Alternative zum Schwert ist... Ich
bin davon überzeugt, daß betende, Geist-erfüllte, gewaltfreie
Friedens-erhaltende Armeen durch Gottes besondere Gnade in der Lage wären,
der Gewalt ein Ende zu setzen und die Gerechtigkeit zu
fördern.”
Was ist aus dieser Herausforderung
geworden?
Vom Council of Moderators and Secretaries
(CMS) der Mennoniten, Brethren in Christ und der Mennonite Brethren in
Nordamerika wurde diese Herausforderung ernst genommen, führte
zunächst zu einer Diskussion und 1989 dann seitens der Sektion Frieden des
Mennonite Central Committee (MCC) zu dem Aufruf, sich mit Siders Idee intensiver
zu beschäftigen. Nach langem Gebet und Gesprächen mit den Kirchen
(Mennoniten, Brethren in Christ, Mennonite Brethren) stimmte der CMS dem
Vorschlag zu, sogenannte “Christian Peacemaker Teams” (CPT) ins
Leben zu rufen. Die erste Trainingseinheit fand 1989 in Chicago, Illinois, USA,
statt. Es nahmen120 Personen an dieser ersten Einheit teil, die aus Bibelarbeit,
Workshops und der Vermittlung gewaltfreier Methoden bestand.
Die Berufung der CPT liegt darin, Teams
von ChristInnen, die in Techniken gewaltfreier Aktion geschult sind, in
Konfliktherde auf der ganzen Welt zu entsenden. CPT berichtet der
internationalen Gemeinschaft sowie den Kirchen, die diese Initiative
unterstützen, über Mißbrauch der Menschenrechte, die Gewalt und
die Ungerechtigkeit, die die einzelnen Teams in ihrer jeweiligen Situation
erfahren. Die Präsenz von CPT als internationale Beobachter trägt zu
einer Deeskalation der Gewalt bei. CPT-Mitglieder werden während
gewaltfreien Aktionen oder öffentlichen Veranstaltungen oftmals direkt mit
bewaffneten Gruppen konfrontiert.
CPT besteht als Organisation nun seit
zwölf Jahren. Zur Zeit besitzt CPT einen Mitarbeiterstab von zwölf
vollzeitlichen MitarbeiterInnen und 51 ReservistInnen, die bereitstehen, um in
Notfallsituationen bei Gewaltkonflikten einzuschreiten. Diese Interventionen
geschehen auf Anfragen aus der Bevölkerung der betroffenen Gebiete. Und die
Anzahl der Anfragen steigt weiterhin an...
Zu den Orten, wo CPT aktiv ist/gewesen
ist, gehören zum Beispiel:
- Hebron (Gazastreifen) seit Juni 1995.
CPT arbeitet sowohl mit israelischen als auch palästinensischen
Friedensarbeitern zusammen, um den systematischen Abbruch palästinensischer
Häuser durch israelische Behörden zu verhindern.
- Richmond, Virginia, USA. Auf Anfrage der
Kirchen in Richmond wurde ein Team in einem sozial schwachen Stadtgebiet
einsetzt, in dem 6.000 benachteiligte Personen leben. CPT organisiert dort
Nachbarschaftspatrouillen, schafft “sichere” Orte zum Gespräch
und schult die Gemeinschaft, wie sie schnell eingreifen kann, wenn Gewalt
ausbricht.
- Chipas, Mexiko. Zusammen mit Mitgliedern
der pazifistischen Maya-Gruppe Las Abejas hielt CPT gewaltfreie Mahnwachen und
Gottesdienste vor Armeestützpunkten ab, um die starke militärische
Präsenz in dieser Region herauszufordern.
Manchmal werden großartige Ideen
einfach ignoriert und somit zum Sterben verurteilt. Ich bin Gott dankbar,
daß Männer und Frauen in den Vereinigten Staaten Ronald Siders Aufruf
ernst genommen haben.
CPT sucht Freiwillige, die im Glauben
verwurzelt sind und schon etwas Erfahrung mit Friedensarbeit und gewaltfreier
Aktion mitbringen. Für nähere Informationen wende man sich bitte
an:
Christian Peacemaker Teams, PO Box 6508,
Chicago, IL 60680, USA; Tel.: +1 312 455 1199; Fax: +1 312 666 2677; E-mail:
cpt@igc.org
Sylvie Gudin Poupaert
Übersetzung: BiDo
ANZEIGEN
Ab 1.1. 2000 Freiwillige(r)
gesucht....
Wer gerne mit Kindern zusammen ist, Lust
darauf hat, neue Leute kennenzulernen, eine ökumenisch offene, christliche
Nachbarschaft miterleben möchte und etwas von Finanzen und Buchhaltung
versteht, sollte sich sofort bei uns melden!!
Es geht um folgende
Tätigkeiten:
(1) In der internationalen
Geschäftsstelle von Church and Peace in Laufdorf:
- regelmäßige Buchhaltung,
Homebanking (PC-Programm: Quicken, Word für Windows und
Internet-Anschluß) und Spendenbetreuung
- Betreuung der Bibliothek
- Archivierung von Zeitschriften und
Dokumenten
- Versenden von Rundbriefen, Zeitschriften
und Einladungen zu Mitgliederversamm-lungen und Konferenzen
Diese Tätigkeit umfaßt 10
Stunden pro Woche. Eine kaufmännische Ausbildung ist erwünscht, aber
nicht Voraussetzung.
(2) Ebenfalls für 10 Stunden
Mitarbeit in der benachbarten Laufdorfer Gruppe des
Laurentiuskonventes:
Der Lauretiuskonvent besteht schon seit 40
Jahren in mehreren Gruppen. Er zählt zu den kommunitären
Aufbrüchen, die vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg in Europa
entstanden sind. Christsein vollzieht sich in gelebter ökumenischer
Nachbarschaft, im gemeinsamen Gebet, bei Mahlzeiten, im Austausch, beim Teilen
von Autos und Lebensmitteln und im diakonischen Engagement für die
sogenannten Randgruppen der Gesellschaft.
Die Laufdorfer Gruppe bietet in einer
ausgebauten Scheune Seminare, Bibelkurse, Themenabende und Trainings in
gewaltfreier Konfliktbearbeitung an.
Damit sind folgende Tätigkeiten
verbunden:
- Mitarbeiten in der
Küche
- Einkäufe und
Abholdienste
- Vorbereitung der Seminarräume und
Gästezimmer
- Einladung zur Mitwirkung und Teilnahme
an den Seminaren u.a.
- Bei Bedarf Mithilfe bei den einzelnen
Gruppenmitgliedern
(3) Die Mitglieder der Laufdorfer Gruppe
wohnen im alten Dorfkern in verschiedenen Häusern. Eine der Familien,
Marion und Michael Dorn haben zwei kleine Kinder, Felix und Rebecca (zwischen 1
und 3 Jahren) und wünschen sich eine wöchentliche Kinderbetreuung von
10 Stunden.
Seit Januar 1999 arbeitet Blaise Amstutz
für zwölf Monate als Freiwilliger bei uns, d.h. bis Ende Dezember
1999.
Deshalb freuen wir uns auf eine(n)
Nachfolger(in), der/die ab Januar 2000 für ein Jahr bei uns mitarbeiten
möchte.
Wir wünschen uns eine(n)
teamfähige(n ), kompetente(n) und kontaktfreudige(n) Freiwillige(n).
Deutschkenntnisse sind erwünscht und können hier ausgebaut werden.
Sowohl im Laurentiuskonvent als auch in der Geschäftsstelle gibt es Leute,
die von Hause aus englisch- oder französischsprachig sind.
Wir bieten:
- Freies Wohnen und Verpflegung,
- Übernahme der
Versicherungsbeiträge und
- garantieren ein monatliches Taschengeld
von 300,-DM
- Offenheit gegenüber neuen Ideen und
Anregungen u.a.
Laufdorf liegt 7 km von Wetzlar (50.000
Einwohner), etwa 60 Kilometer nördlich von Frankfurt entfernt. In Wetzlar
gibt es nicht nur die nächste Bahnstation, sondern auch zahlreiche Angebote
in Sportvereinen, Volkshochschule, Gospel- und Kirchenchöre, Theater, Kino,
Konzerte zur Freizeitgestaltung. Es gibt auch verschiedene Schwimmbäder
(Frei- und Hallenbad).
Weitere Einzelheiten sind über die
Geschäftsstelle von Church and Peace zu erfahren.
Christian Hohmann
TERMINE
*OEKUMENISCHER
DIENST
Der Oekumenische Dienst / Schalomdiakonat
lädt herzlich ein zu folgenden Kursen im zweiten Halbjahr
1999:
16. bis 20. August 1999: "Friedrich und
Frieda, Frieden und Fremdheit?" - Frauen und Männer in der Friedensarbeit.
Hintergründe und Auswirkungen geschlechtsspezifischen Verhaltens in
friedenspolitischen Zusammenhängen, Reflexion und Erarbeitung konkreter
Handlungsmöglichkeiten. Vorbereitung: Eva-Maria Willkomm,
Diplompädagogin und Bildungsreferentin beim Oekumenischen Dienst, Thomas
Speckmann-Bremer, Sozialpädagoge und Gewaltberater, Kiel, und Michael
Schimanski-Wulff, Pfarrer, Referent beim Oekumenischen Dienst. Ort: Seminarhaus
in Bebra-Imshausen. Kosten (einschließlich Unterkunft und Verpflegung): DM
250,- bis DM 500,- (je nach finanziellen Möglichkeiten).
23. bis 27. August 1999: Interkulturelle
und interreligiöse Friedensarbeit. Erfahrungsaustausch mit Christof Ziemer
und Ljubinka Petrovic-Ziemer. Beide begleiten in der Vereinigung fur
interreligiöse Friedensarbeit "ABRAHAM" in Sarajevo den notwendigen
Prozeß der Verständigung und Versöhnung. Ort: Seminarhaus in
Bebra-Imshausen. Kosten (einschließlich Unterkunft und Verpflegung): DM
250,- bis DM 500,- (je nach finanziellen Möglichkeiten).
13. bis 17. September 1999:
Gemeinwesenarbeit als ein Element von Friedensarbeit. Die Methode von Richard
Hauser und Hephzibah Hauser-Menuhin und Fallstudien werden vorgestellt. Zwei
Freie MitarbeiterInnen des Oekumenischen Dienstes werden von ihren Erfahrungen
in Rumänien berichten: Margrit Koeplin (Aufbaukurs 1995), die in Vurpar
(Burgberg) in einem Projekt des Blauen Kreuzes arbeitet, und Harald Riese
(Aufbaukurs 1995), der mit seiner Frau in Viscri (Deutsch-Weißkirch)
lebt. Außerdem wird Ingeborg Ott (Grundkurs 1998) mitarbeiten, die als
Eirene-Freiwillige in Nordirland tätig war. Vorbereitung: Wilfried
Warneck, Pfarrer, erfahrener Mitarbeiter in Freiwilligen- und Friedensdiensten;
Gisela Hammann, erfahrene Mitarbeiterin in Obdachlosen- und Sozialdiensten.
Ort: Seminarhaus in Bebra-Imshausen. Kosten (einschließlich Unterkunft
und Verpflegung): DM 250,- bis DM 500,- (je nach finanziellen
Möglichkeiten).
10. bis 15. Oktober 1999: Gewaltfreie
Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Bei der "Gewaltfreien Kommunikation" oder
"Kommunikation von Herz zu Herz" handelt es sich um einen
Gesprächsprozeß, der die Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse,
Gefühle und konkret umsetzbaren Schritte zur Veränderung fur mich und
mein Gegenüber lenkt. Trainerinnen: Laurence Reichler, Genf/Bregenz,
Trainerin fur gewaltfreie Kommunikation; Beate Ronnefeldt, Krastel, Mediatorin
und Kommunikationstrainerin. Ort: Haus Germete in Warburg-Germete. Veranstalter:
Oekumenischer Dienst in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis
Entwicklungspolitisches Bildungswerk AKE, Vlotho, und dem Internationalen
Versöhnungsbund. Kosten (einschließlich Unterkunft und Verpflegung):
DM 380,- bis DM 450,-. Auf besonderen Antrag ist eine weitere
Ermäßigung möglich.
******
Den Krieg verhindern - Beiträge von
Friedensdiensten zur Überwindung von Gewalt“ lautet die Ausgangsfrage
eines Wochenendseminars vom 12.-14. November 1999 in Imshausen/Bebra, zu dem
Church and Peace und der Oekumenische Dienst gemeinsam einladen.
Ausgehend von Erfahrungsberichten aus
Nordirland, Bosnien und Serbien/Kosovo geht es inhaltlich um den Beitrag der
Friedens- und Versöhnungsdienste zum Krisenmanagement in
Konfliktsituationen. Zugleich sollen die TeilnehmerInnen Impulse und konkrete
Anregungen für die Suche nach dem jeweils eigenen Friedensengagement
bekommen. Dieses Seminar ist ein Beitrag zur Vorbereitung der Ökumenischen
Dekade zur Überwindung von Gewalt.
Eingeladen sind interessierte Menschen aus
kirchlichen Gruppen, Initiativen und Gemeinden, Mitarbeitende im Bereich von
Gemeinde- und Jugendarbeit, Pfarrer und Pfarrerinnen. Der Richtsatz der
Tagungskosten liegt zwischen 60 und 100 DM. Nähere Informationen bieten:
Church and Peace, Ringstraße 14, 35641 Schöffengrund, Tel.
06441/5588, Fax -5070, e-mail: churchpe@aol.com und Oekumenischer Dienst,
Mittelstraße 4, 34474 Wethen, Tel. 05694/8033, Fax -1532, e-mail:
schalomdiakonat@t-online.de.
* Weiterbildungs- und Fortbildungsseminare
des Bildungswerks UMBRUCH:
10.-12. September 1999: Erster Termin des
vierstufigen Fortbildungsprogramms “Konflikt als Chance” von
September 99 - Februar 2000. Grundlagen der Konfliktbearbeitung, Mediation
(Streitschlichtung), Kreative Methoden der Konfliktbearbeitung.
11.-15. Oktober 1999: Ausbildung zum/zur
TrainerIn in Gewaltfreiheit und kreativer Konfliktlösung. Themen:
Grundlagen der Konfliktbearbeitung, Auseinandersetzung mit Gewalt und
Gewaltfreiheit, Grundlinien konstruktiver Konfliktaustragung auf
persönlicher und gesellschaftlicher Ebene. Ort: Friedensdorf Oberhausen.
Kosten: 490,- DM (inklusive Unterkunft und Verpflegung).
1.-3. Oktober 1999: Schwarz und
Weiß: Antirassismus-Training. Themen: Was ist eigentlich Rassismus?, Wie
funktioniert er?, Was ist eigentlich anders, wenn ich Schwarzen begegne? Ort:
Köln. Kosten: 100,- DM.
Kontakt und weitere Informationen: UMBRUCH
Bildungswerk für gewaltfreie Veränderung, Scharnhorststr. 6, 50733
Köln, Tel. 0221 - 7 60 99 14, Fax: - 76 58 89, e-mail: umbruch@ gmx.de
* KURVE WUSTROW - Bildungs und
Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion e.V.:
Bei den Fachseminaren für 1999 im
Rahmen des Qualifizierungsprogramms für Friedensfachkräfte gibt es
noch FREIE PLÄTZE.
Die Leitung der Seminare haben Inge
Remmert-Fontes und Hagen Berndt übernommen, die Kosten belaufen sich auf
200,- DM - 350,- DM (nach Selbsteinschätzung), zuzüglich Unterkunft
und Verpflegung.
22.-26. September 1999: Interkulturelle
Kommunikation und Konfliktbearbeitung. Kultur
* 20.-23. September 2000:
Mitgliederversammlung der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V.
(AGDF) in Imshausen/Bebra.