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    Dr László Beke - der zur Zeit nicht in der Lage ist, die von ihm besitzten, über Beuys auf ungarisch erscienenen Publikationen anzuordnen -, wird später dieses Verzeichnis voraussichtlich mit weiteren Infomationen ergänzen können. So zum Beispiel vor seiner Vorlesung, die er im Rahmen der Beuys Symposion hielt, war bei ihm eine aus den 80-er Jahren stammende sogenannte samisdat (illegal) Ausgabe zu sehen, die – wenn ich mich gut erinnere- unter dem Titel: „Die Revolution sind wir” vom AB Samisdat Verlag herausgegeben wurde. Diese Publikation war mir früher unbekannt, kennt man nicht einmal im Artpool, wenn auch sowohl seine Mitarbeiter, als auch ich beschäftigten uns mit Sammeln Samisdat Publikationen und Materialien, die auf Beuys einen Bezug haben.
    Kurz und gut, meiner Meinung nach könnte das Verzeichnis durch Bekes Kenntnisse über die Publikationen der 70-er Jahren, beziehungsweise über die im Ausland auf ungarisch erschienenen Zeitschriftenartikel (in Zeitschriften wie Neue Symposion aus Jugoslavien, Pariser Ungarische Werkstatt usw.), sowie über die bis jetzt nicht veröffentlichten Handschriften deutsam bereichert werden.
    Was die vom Ende der 70-er Jahren in Ungarn veröffentlichten Publikationen betrifft, kann diese Liste annehernd komplett sein. Diese Stelle möchte ich erwähnen, dass wegen der kulturpolitischen Diskrimination der heimischen neoavatgard Künstler und Theoretiker konnten die jüngeren Generationen das Beuys’ Lebenswerk erst später, nach der Wende der 70- er, 80-er Jahren entdecken. Das bedeutete in unserem Fall – da ich auch zu den jüngeren zähle - zehn Jahre Verspätung, wenn ich davon ausgehe, dass z.B. über Marcell Duchamp, Andy Warhol, pop-art oder die konzeptuale Kunst auf ungarisch Publikationen veröffentlicht wurden, die ohne Schwierigkeiten anzuschaffen waren. Zugleich ist es auch offenbar, dass die heimischen neoavantgarde Künstler und Theoretiker (z.B. Miklós Erdély, Tamás Szentjóby, Dóra Maurer, Éva Körner, László Beke usw.) Beuys’ Werke schon seit Ende der 60-er, Anfang der 70-er Jahren kannten. Das wird durch den Artikel von Miklós Erdély (siehe Angaben in No.27.) unterschtützt, den er gegen 1970 geschrieben hatte, der auf eine nürnberger Ausstellung von 1968, und auf weitere, früher entstandene Beuys Werke reflektiert. Der andere bedeutende Künstler des ungarischen Neoavantgardes, Tamás Szentjóby führte den ersten ungarischen Happening mit dem Titel „Das Mittagessen / in memoriam Batu Kan” im Jahre 1966 (zufälligerweise im Keller vom Miklós Erdélys Haus) vor. Nach seinen eigenen Erklärungen will man wissen, dass er die im Ausland vorgeführten Happenings und fluxus Events erst darauf – vermutlich zwischen 1966 und 1968 - kennenlernte, so auch Beuys’ Werke. Wann Eva Körner ihre Vorlesung über Beuys im Klub Junger Künstler in Budapest hielt, habe ich keine nähere Informationen, aber sicher noch in den 70-er Jahren.
    In Ungarn waren Beuys Werke das erste Mal an einer Ausstellung im Museum der Schönen Künste in Budapest zu sehen, wo die Zeitgenössische Kunst der BRD vorgestellt wurde (1977 November; und  darüber veröffentlichte László Beke einen Aufsatz im Zeitschrift Mûvészet 1978/5, siehe Liste No.5.). Ab gegen Mitte der 70-er Jahre ist der Name von Beuys immer öfter vorzufinden, gleichzetitig erscheinen einige Reproduktionen seiner Werke (siehe: Was verschpricht die Biennale von Venedig 1976?, Mûvészet, 1976/7; Mária Déva: Die Ludwig Sammlung, Mûvészet, 1977/4; György Somogyi: Sport und Kunst, Mûvészet Juli,1980; Katalin Néray: Jahrzehnte des Pluralismus; 39. Biennale von Venedig, Mûvészet Oktober 1980 usw.).
    Daneben ist ein Beispiel von Péter Sinkovits äusserst typisch: während er im Fachblatt Mûvészet in einer Artikelserie über  Dokumenta 6. vielumfassennd schreibt, dabei stellt er zahlreiche Künstler und Kunstwerke vor, erwähnt er nicht einmal den Namen von Beuys, bzw. sein Werk Honigpumpe am Arbeitsplatz (Péter Sinkovits: „Das 6. Dokumenta und die Kunst von heute I-III.”  Mûvészet 1978/1-3). Ein weiteres Beispiel: während in der über 500 seitigen Antologie „Der Neoavantgarde”- die 1981 herausgegeben wurde - Texte von Daniel Spoerri, Edward Kienholz, Joseph Kosuth, Andy Warhol, Allan Kaprow, Claes Oldenburg, Wolf Vostell, Henning Christiansen, John Cage, Günther Uecker und von vielen anderen vorzufinden sind, ist keine Zeile von oder über Beuys zu lesen (Der Neoavantgarde, Gondolat Verlag, Budapest, 1981).
    Ich habe dieses Verzeichnis so zusammengestellt, dass es jede mit Beuys zusammenhängend wichtige - und mir bekannte - auf ungarisch veröffentlichte Publikation der Erscheinung entsprechend chronologisch umschliessen soll. Da dieses Verzeichnis nicht nur von Beuys handelt, sondern gleichzetig auch die Perzeption über Beuys in Ungarn representiert, habe ich in der Liste noch einige Publikationen erwähnt, die weniger wichtig, eher typisch, eventuell interessant sind, woran deshalb weitere Beispiele hätten genannt werden können.
 

Budapest, den 15 November 2000.

       Tibor Várnagy
        Galerie Liget